US-Aktien sind teuer wie nie zuvor, insbesondere getrieben durch die großen Technologieunternehmen. Viele Investoren ziehen deshalb in Erwägung, den US-Anteil im Portfolio zu reduzieren, um die durchschnittliche Bewertung zu senken. Aber nicht alle US-Aktien sind teuer. Warum eine gezielte Steuerung innerhalb der Regionen entscheidender ist als eine bloße Regionalumschichtung, zeigt eine Untersuchung von HQ-Trust-Analyst Pascal Kielkopf.

Reiner Value-Ansatz senkt US-Exposure
Um zu verdeutlichen, wie Investoren die Bewertung ihres Portfolios senken können, vergleicht der Kapitalmarktanalyst die durchschnittlichen Gewichte der Regionen in zwei Indizes: dem globalen Aktienindex MSCI World und dem MSCI World Enhanced Value. Letzterer setzt gezielt auf Unternehmen aus dem MSCI World, die im Verhältnis zu ihrem fundamentalen Wert günstig erscheinen – also Value-Aktien.

Erwartbares Ergebnis: "Wer in den MSCI World investiert, kauft vor allem US-Aktien. Der Nordamerika-Anteil liegt in diesem Index bei mehr als 70 Prozent", so Kielkopf. Europa komme im MSCI World dagegen auf weniger als 20 Prozent Indexgewicht, die Pazifikregion nicht einmal auf zehn Prozent. Der MSCI World Enhanced Value weiche von dieser Aufteilung deutlich ab: "Nordamerika macht hier nur rund 42 Prozent aus. Europa und Pazifik liegen mit 32 Prozent und 27 Prozent nicht weit dahinter."

Kielkopf sagt: "Mit einer globalen Value-Strategie haben Investoren demnach deutlich weniger US-Aktien im Portfolio – aber nicht, weil sie US-Aktien meiden, sondern weil sie gezielt günstig bewertete Aktien auswählen." Der MSCI-Enhanced-Value-Ansatz setze also nicht nur auf andere Regionen, sondern vor allem auf günstigere Aktien innerhalb jeder Region.

Regionalansatz mit Value-Fokus überlegen
Um den Beitrag der Regionalumschichtung (Regionaleffekt) und der Titelauswahl (Selektionseffekt) besser zu trennen, analysiert Kielkopf im zweiten Schritt die Performance in zwei Szenarien: Einerseits eine reine Regionalstrategie, die die Standard-MSCI-Regionen-Indizes als Grundlage nimmt und diese wie im MSCI World Enhanced Value gewichtet – andererseits eine Value-Selektion, die die Regionen wie im MSCI World gewichtet, in den Regionen aber nur in die Value-Aktien investiert. Es zeigt sich: "Die reine Regionalstrategie kann von Value-Rallys wie ab Ende 2020 oder 2022 deutlich geringer bis gar nicht profitieren." 

Der Vergleich mit der relativen Performance des MSCI World Enhanced Value zeigt laut Kielkopf, dass der Selektionseffekt deutlich mehr zur Performance beigetragen hat als der Regionaleffekt. Sein Credo: "Innerhalb der Regionen auf Value-Aktien zu setzen, ist entscheidender, als lediglich die 'teuren' Regionen unterzugewichten." (jh)