Das US-Konsumentenvertrauen ist einer der Indikatoren, auf die Investoren gerade ganz besonders achten. Wenn Verbraucher aufgrund der Unsicherheit über ihre Einkommenssituation die Ausgaben zurückschrauben, hat das Folgen für Konsum und Wirtschaftswachstum, erläutert Jörg Dehning, Research-Analyst bei DJE Kapital.

Vom Zollstreit kaum betroffen
Dabei stellten die massiven Preissteigerungen der vergangenen Jahre insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen bereits vor große finanzielle Herausforderungen. Doch insgesamt sei die Nahrungs- und Genussmittelindustrie deutlich weniger vom Zollstreit betroffen als andere Branchen. "Lebensmittel werden meist lokal produziert oder fallen noch unter das kanadisch-mexikanische Handelsabkommen USMCA", so Dehning. Dementsprechend seien auch europäische Lebensmittelkonzerne wie Nestlé oder Unilever mit Produktionsstandorten in den USA nur begrenzt von den Zusatzzöllen betroffen.

Stärker im Blick behalten sollten Anleger die geplanten Gesetzesinitiativen des neuen US-Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Junior. Ein zentrales Anliegen von ihm ist die Reduzierung des Zuckerkonsums. Zuckerfreie Getränke- und Nahrungsoptionen gewinnen nicht nur in den USA kontinuierlich Marktanteile. Trotz des rückläufigen Konsumentenvertrauens zeigt sich laut Dehning auch der Markt für Nahrungsergänzungsmittel bemerkenswert stabil. Die demografische Entwicklung unterstützt auch das Wachstum in angrenzenden Bereichen: Der Bedarf an medizinischer Trink- und Sondennahrung nehme weiter zu. Hinzu komme die wachsende Verbreitung sogenannter "Abnehmspritzen".

Europäische Aktien im Vorteil
Auch wenn eine Rezession in den USA nicht mehr ausgeschlossen werden kann, bleiben Nahrungsmittel ein unverzichtbarer Grundbedarf, so Dehning. Er rechnet mit einer allmählichen Verbesserung der Geschäftsentwicklung bei vielen Lebensmittel- und Getränkekonzernen. Vor allem bei europäischen Titeln sieht er gute defensive Eigenschaften. (jh)