Auch in den nächsten Jahren wird es eine starke Rotation bei Branchen und Investmentstilen geben, wie Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank, in einer aktuellen Analyse schreibt. "Auf Branchen wirken einerseits gesamtwirtschaftliche Faktoren, zum anderen branchenspezifische Entwicklungen ein. Ein fundamentaler Trend, dass einige Branchen langfristig im Vorteil gegenüber anderen sein könnten, ist nicht erkennbar. Die beste Strategie für Anleger bleibt die Diversifikation über verschiedene Branchen und Investmentstile hinweg", so Beil.

Er sieht eher eine stärkere Veränderung im Hinblick auf Bewertungsmaßstäbe. Solide Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und Dividendenrendite seien in den vergangenen Jahren bei vielen Investoren stärker in den Hintergrund geraten. "In der Ära der Wachstumswerte stand weniger die klassische Bilanzbewertung im Vordergrund, sondern vielmehr die Wachstumsprognose. Viele Unternehmen konnten diese Prognosen jedoch nicht erfüllen", stellt Beil fest. Das Comeback der fundamentalen Bewertung führe in der Konsequenz auch zu weniger Übertreibung an den Märkten und damit zu mehr Stabilität an der Börse.

Verschiebungen in der Performance-Rangliste
Von 2021 auf 2022 zeigten sich einige deutliche Verschiebungen in der Performance-Rangliste. Die Sutor Bank hat dafür neun Branchen- sowie zwei Investmentstil-Indizes des MSCI World auf US-Dollar-Basis verglichen. Versorgerwerte sprangen weit nach oben, ähnlich wie Basiskonsumgüter. IT-Werte rutschten hingegen nach hinten. Energiewerte wiederum standen nicht erst 2022, sondern auch schon 2021 an der Spitze der Performance-Rangliste – während dieses Segment 2020 noch weit abgeschlagen war.

Auch Substanzwerte sind bereits seit 2021 vor Wachstumsaktien zu finden. "Das Ablösen von Growth-Werten durch Value-Titel bei der Wertentwicklung ist nach einigen Jahren der Growth-Dominanz durchaus prägnant. Es werden nun kleinere Brötchen gebacken, aber dafür mit Substanz", konstatiert Beil. Für den IT-Sektor sieht er trotz des regelrechten Absturzes im vergangenen Jahr aber keinen Beginn einer Zeitenwende ins Negative. "Viele große IT-Unternehmen trimmen ihre Prozesse und Strukturen derzeit stark auf Effizienz, gleichzeitig finden weiterhin massive Investitionen statt, etwa in KI-Technologie. Vor allem die großen Tech-Konzerne werden davon auf lange Sicht profitieren und Entwicklungen dominieren", erläutert Beil. (fp)