Analyse: Was Aktienrückkäufe zur Rendite beitragen
Unter Investoren gibt es nicht nur Fans von Aktienrückkaufprogrammen. Kritiker hätten es lieber, wenn das Kapital etwa in Forschung und Entwicklung investiert werden würde. Aktienrückkäufe bringen für die Rendite indes mehr, als viele Anleger annehmen dürften, so eine Analyse von HQ Trust.
Sebastian Dörr, Kapitalmarktanalyst beim Multi-Family-Office HQ Trust, hat die Rendite des marktbreiten Aktienindex MSCI ACWI analysiert – besonders im Fokus standen der Anteil der Aktienrückkäufe sowie der Anteil der Ausgabe neuer Anteilsscheine an der Gesamtrendite. Denn während manche Konzerne Aktien zurückkaufen und damit das Angebot verknappen, geben andere neue Papiere aus, was einen Verwässerungseffekt hat. Die Untersuchung umfasst die vier großen Anlageregionen und die vergangenen zehn Jahre von Ende 2012 bis Ende 2022.
Aktien aus Nordamerika legten in diesem Zeitraum insgesamt um 13,7 Prozent per annum zu. Dies entspreche einer Überrendite von sieben bis zehn Prozentpunkten gegenüber den restlichen Regionen. Bereinigt man die Rendite um den Effekt von Aktienrückkäufen und Verwässerung, bleibt der Vorsprung erhalten, wie Dörr feststellt.
Neben dem Blick auf die Rückkäufe...
Der Anteil der Aktienrückkäufe an der Gesamtrendite dürfte höher sein, als viele Investoren vermuten, so der Analyst: Er liege je nach Region zwischen 19 und 27 Prozent. "Obwohl in Nordamerika Aktienrückkäufe am weitesten verbreitet sind, ist der Anteil dieses Effekts an der Gesamtperformance in Europa am höchsten." Europa komme auf 26,8 Prozent, Nordamerika auf 26 Prozent. In den Schwellenländern und der Pazifik-Region falle der Anteil mit 19,2 beziehungsweise 20,4 Prozent etwas geringer aus.
"Anleger sollten keine vorschnellen Schlüsse ziehen, da die hohen Rückkaufvolumina in den USA zum Teil auf die höhere Marktkapitalisierung dieser Region zurückzuführen sind. Ein realistischeres Bild bekommen sie, wenn sie die Aktienrückkäufe ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung setzen", so Dörr. Bei einer marktgewichteten Auswertung seien US-Unternehmen immerhin für rund 43 Prozent aller Rückkäufe verantwortlich, gefolgt von Pazifik mit etwas über 31 Prozent. Europa stehe nur für 25 Prozent der Aktienrückkäufe. "Ein Grund hierfür ist, dass es für US-Unternehmen teils attraktiver ist, die Gewinne zu verwenden, um eigene Aktien zurückzukaufen, als diese Gewinne in Form einer Dividende auszuschütten – was europäische Unternehmen stärker bevorzugen", erläutert Dörr.
...auch den Verwässerungseffekt beachten
Eine vollständige Analyse sollte aber immer auch die Neuausgabe von Aktien betrachten, so der Analyst: "Anders als in Nordamerika war in Europa, den Schwellenländern sowie der Pazifik-Region der Verwässerungseffekt durch die Ausgabe neuer Aktien stärker als der Performance-Effekt durch die Aktienrückkäufe." (fp)