Die Anleihepolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bekämpfung des Klimawandels könnte im Zuge steigender Finanzierungskosten die Unternehmen dazu bringen, ihr Umweltverhalten zu ändern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Investmentbankingsparte der französischen Großbank Natixis, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet. Die EZB will ihr Portfolio an Unternehmensanleihen so umgestalten, dass Emittenten, die die Umwelt weniger belasten, bevorzugt werden.

Der Zeitpunkt dieser Veränderung ist nach Ansicht eines Analystenteams "richtungsweisend". Denn die Zentralbank hebt zum ersten Mal seit über zehn Jahren die Zinsen an. "Die Entscheidungen der EZB markieren einen Wendepunkt, da sie dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft einen noch nie dagewesenen Impuls verleihen könnten", so die Studienautoren Myriam Azzouz und Cédric Merle von Natixis. Die Maßnahmen "können Unternehmen einen starken Anreiz bieten, ihre Klimabilanz und Transparenz zu verbessern, um sich gegen steigende Zinsen und das Ende der akkommodierenden Geldpolitik abzusichern".

Wirkung über Euroraum hinaus
Die Änderungen sollen ab Oktober in Kraft treten, wobei ein Großteil des Kleingedruckten noch veröffentlicht werden muss. Die Zentralbank hat erklärt, dass das Vorhaben jährliche Reinvestitionen von rund 30 Milliarden Euro betreffen wird, was etwa zehn Prozent des Unternehmensportfolios der EZB entspricht. Unternehmen im Euroraum wenden sich bereits zunehmend grünen Schuldtiteln zu.

Die Maßnahmen der EZB könnten sogar über die Bemühungen der Europäischen Union (EU) um nachhaltige Finanzierung hinausgehen, indem sie den Druck auf Nicht-EU-Unternehmen erhöhen, die auf Euro lautende Anleihen ausgeben, so die Analysten von Natixis. Die Vorteile des Ankaufs durch die EZB sind so groß, dass Unternehmen mit Hauptsitz außerhalb des Euroraums ihre Anleiheverkäufe so strukturiert haben, dass sie die Kriterien der EZB erfüllen.

Alle an einem Strang
"Auch wenn die Hauptverantwortung für die Bekämpfung des Klimawandels bei den Regierungen liegt, erfordert die globale und allumfassende Natur der Herausforderung eine breitere Beteiligung aller politischen Entscheidungsträger, einschließlich der Zentralbanker", stellen die Natixis-Analysten fest. (Bloomberg/ert)