Analyse: Banken fahren hohe Gewinne ein, Bewertung bleibt aber niedrig
Geldhäuser weltweit klagten über niedrige Zinsen. Mit den gestiegenen Leitsätzen fahren die Banken nun wieder hohe Gewinne ein – sogar die höchsten im Vergleich zu anderen Branchen, zeigt eine Auswertung von McKinsey. Doch die Aktienkurse der Kreditinstitute dümpeln weiter auf niedrigem Niveau.
Die Banken sind profitabel wie lange nicht mehr. So kletterten 2023 die Gewinne der Geldhäuser rund um den Globus um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,15 Billionen US-Dollar, zeigt eine Analyse der Unternehmensberatung McKinsey. Damit seien Kreditinstitute die Branche mit den mit Abstand höchsten Gewinnen, so die Autoren. An den Börsenkursen lässt sich dieser Erfolg aber nicht ablesen. Der Bankensektor liege mit einem durchschnittlichen Kurs-Buch-Verhältnis von 0,9 im Jahr 2023 im Branchenvergleich ganz hinten, so die Experten.
Als möglichen Grund für die niedrige Bewertung verweisen die McKinsey-Analysten darauf, dass die gute Ertragslage womöglich nur eine Momentaufnahme darstelle. "Obwohl die Bankenbranche die Kosten gesenkt und die Kreditqualität stabil gehalten hat, ist die positive Geschäftsentwicklung zu einem großen Teil auf die gestiegenen Zinsen zurückzuführen", sagt Max Flötotto, Leiter der Banken-Beratung bei McKinsey in Deutschland und Österreich.
Aktien zum Schnäppchenpreis
Ohne die gestiegenen Zinsen läge die Eigenkapitalrendite den Branchenkennern von McKinsey zufolge bei rund acht Prozent und damit deutlich unter dem tatsächlichen Wert von 11,7 Prozent – und unter den Kapitalkosten der Institute. Demzufolge dürften bei wieder sinkenden Zinsen auch die Gewinne der Geldhäuser zurückgehen. Das sehen offenbar auch die Investoren so. "Der Bewertungsabschlag an den Kapitalmärkten bei Banken im Vergleich zu anderen Branchen wird nicht kleiner", meint Flötotto.
Besonders deutlich ist der Abstand bei den deutschen Geldhäusern. Das durchschnittliche Kurs-Buch-Verhältnis liegt mit 0,4 sogar noch deutlich niedriger als im globalen Durchschnitt. In Deutschland könnten die Margen der Banken zwischen 2023 und 2025 um rund drei Prozent sinken, schätzen die Analysten. In der Folge würde auch die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der Banken wieder unter die Kapitalkosten sinken. "Die gute Nachricht ist, dass es einigen Instituten gelingt, langfristig sowohl bei Performance als auch Bewertung deutlich über dem Durchschnitt zu landen", ergänzt Flötotto. (ert)