Schwellenländer-Investoren blicken auf ein dürres Jahrzehnt zurück. Doch eine Trendwende könnte bevorstehen, meinen jedenfalls Sammy Suzuki und Christian DiClementi von Alliance Bernstein. Denn der sogenannte Big-Mac-Index der Zeitschrift "The Economist" deute darauf hin, dass die Währungen von Emerging Markets so günstig sind wie lange nicht. Der Big-Mac-Index ist ein Indikator, der die Kaufkraft verschiedener Währungen anhand der Preise für einen Big Mac in verschiedenen Ländern vergleicht.

Der Index ist zwar ein "nicht ernst gemeinter Leitfaden, um zu prüfen, ob Währungen auf dem richtigen Niveau liegen", wie das Magazin selbst betont. Doch Suzuki und DiClementi meinen, er biete als Kaufkraft-Indikator einen interessanten Orientierungspunkt für Investoren. Die historische Betrachtung zeige, dass die Währungsbewertungen oft an die Marktentwicklung angelehnt waren. So seien 2001 viele Schwellenländer-Währungen unterbewertet gewesen. In den folgenden zehn Jahren verbuchten sie einen massiven Zuwachs.

Rohstoff-Superzyklus
"Im Juni 2011 waren die meisten EM-Währungen dagegen überbewertet", stellen die beiden Alliance-Bernstein-Experten fest. "Grund dafür war der Rohstoff-Superzyklus des vorangegangenen Jahrzehnts, der für eine Währungsaufwertung in Ländern wie Brasilien, Kolumbien und Südafrika sorgte." Die überbewerteten Währungen führten letztendlich zu einer breiteren makroökonomischen Verschlechterung. "Als Folge verzeichneten EM-Aktien und -Anleihen zwischen 2011 und 2022 eine äußerst schwache Wertentwicklung", so Suzuki und DiClementi.

Jetzt seien die Erwartungen an die Emerging Markets aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage niedrig. Die Inflation sei hoch, das chinesische Wachstum habe sich verlangsamt, und ein neuer Rohstoff-Superzyklus sei unwahrscheinlich. "Die attraktiv bewerteten Währungen schaffen jedoch günstige Bedingungen, damit EM-Länder und -Unternehmen die Herausforderungen inmitten einer Verlagerung der Risiken bewältigen können", meinen die Marktkenner.

Billige Burger
So seien der südkoreanische Won und die indische Rupie um 19,6 Prozent beziehungsweise 41,2 Prozent unterbewertet. Und ein Big Mac in Südafrika oder auf den Philippinen sei rund 34 Prozent billiger, als zu erwarten wäre. Noch günstiger seien die indonesische Rupiah und der Taiwan-Dollar. "Nach dem vergangenen Jahrzehnt bietet sich Anlegern mit den heutigen Währungsniveaus deshalb eine gute Ausgangslage, um sich dem Aufbau eines sorgfältig zusammengesetzten Portfolios aus Emerging-Markets-Aktien und -Anleihen mit attraktivem Erholungspotenzial zu widmen", folgern Suzuki und DiClementi. (ert)