Völlig überraschend kam sie nicht, die Ankündigung der deutschen Fondsgesellschaft Union Investment: Die ehemalige Volksbanken Invest (VB Invest) und nunmehrige Union Investment Austria muss 2017 ihre Fondsproduktion in Wien einstellen.

Die KAG, die dem früheren Volksbankenspitzeninstitut ÖVAG gehörte, wird zum reinen Vertriebsarm ihrer deutschen Mutter. Mit rund zwei Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen und 1,2 Prozent Marktanteil gehört die Union Investment Austria zu den kleineren KAGs in Österreich. Die Einschnitte, die es hier gab, waren aber bei weitem nicht die einzigen in der jüngsten Vergangenheit.

Viele Namen fehlen
Von der Liste der 24 heimischen KAGs, die davor über Jahre relativ stabil war, verschwanden 2016 gleich vier Namen. Die Schelhammer und Schattera KAG wurde von der Security KAG übernommen. Die Valartis Asset Management Austria KAG ist heute bei der Semper Constantia. Ringturm wurde mit der Mehrheitseigentümerin Erste Asset Management (EAM) verschmolzen. Wie die Zukunft der Nummer vier – der C-Quadrat Kapitalanlage AG – aussieht, lässt sich schwer einschätzen. Deren Muttergesellschaft, die C-Quadrat Investment AG wurde mehrheitlich von der chinesischen HNA Group übernommen. Über die Pläne des komplex strukturierten Mischkonzerns wird spekuliert. Fest steht, dass sich HNA global auf Einkaufstour befindet und dabei keine halben Sachen macht.

Und C-Quadrat selbst ist technisch betrachtet gar keine Fondsgesellschaft im engeren Sinne mehr. In der Liste scheinen die Wiener nicht mehr auf. Sie überlassen die Administration ihrer Fonds anderen Anbietern. Etwa der Ampega Investment GmbH, die seit dem Vorjahr neu in der KAG-Liste dazugekommen ist.

Österreichs älteste KAG
Mit Spannung beobachten Insider das weitere Schicksal von Pioneer. Nicht zuletzt deshalb, weil hier österreichische Fonds-Geschichte geschrieben wird: Im Prinzip steht hinter Pioneer die erste Fondsgesellschaft des Landes – nämlich die 1956 gegründete Österreichische Investment Gesellschaft (ÖIG).

Die italienische Unicredit verkauft ihre Tochter Pioneer Investment bekanntlich an Europas größten Vermögensverwalter Amundi. Ob die Gesellschaften auch in Österreich zusammengelegt werden respektive was mit den Managementteams passieren soll, wird noch nicht kommuniziert. Hierzulande ist die Übernahme für die Franzosen ein großer Schritt. Denn bisher verwaltete Amundi Austria nur 5,24 Milliarden Euro; Pioneer Investments Austria GmbH war 2016 mit einem Fondsvermögen von 17,29 Milliarden Euro hingegen die drittgrößte heimische KAG.

Gerüchte um Raiffeisen
Man darf davon ausgehen, dass die Dynamik, die jüngst in den österreichischen Fondsmarkt gekommen ist, aufrecht bleibt. Ihren Willen zu Zukäufen bekundet zum Beispiel die Semper Constantia. Immer wieder fragen sich Beobachter außerdem, ob sich bei Raiffeisen was tun könnte.

Das Gerücht, dass sich potenzielle Käufer für die Raiffeisen KAG interessieren, ist nicht neu. Allerding herrscht unterm Giebelkreuz im Moment kein unmittelbarer Verkaufsdruck mehr: Die KAG gehörte bis vor kurzem noch zur kapitalschwachen Raiffeisen Zentralbank (RZB). Mit der Fusion der RZB in ihre robuste Osteuropatochter Raiffeisen Bank International (RBI) wanderte auch die KAG mit. Und weil die alte RBI 2016 besser wirtschaftete als erwartet, kam das neu fusionierte Institut auf eine (unerwartet hohe) Kernkapitalquote von 12,4 Prozent.

Im laufenden Jahr dürfen die Fondsanbieter hoffen, dass auch sie vom positiven europaweiten Trend profitieren werden. Im ersten Quartal 2017 verzeichneten Europas Fondsgesellschaften die größten Nettozuflüsse seit fünf Jahren. Im ersten Quartal verbuchten die rot-weiß-roten Fondsanbieter netto Zuwächse von 361,17 Millionen Euro. 

Gewinne nicht aufgegriffen
Diese Zahl ist aber vorerst nicht mehr als ein Anfang. Die Absatzstatistik belegt nach wie vor ein unvermindert ruiniertes Anlegervertrauen nach 2006. Das Bittere daran: Die österreichischen Fondsmanager lieferten sehr wohl gute Kursgewinne, die die skeptischen Anleger aber liegen gelassen haben.

Das zeigt eine Aufstellung der OeNB für FONDS professionell (Grafik im Heft). Die Fonds hatten mitunter eine hohe Kursperformance, während die Zuflüsse schwach waren oder sogar Geld abgezogen wurde: 2016 nahmen die Anleger netto 438 Millionen Euro heraus (Daten ohne Immobilienfonds). Gleichzeitig wurden die Fonds um 6,5 Milliarden Euro teurer –  Ausschüttungen sind in dieser Rechnung noch gar nicht berücksichtigt. Zum Vergleich: In den vier Jahren vor der Finanzkrise waren die Nettozuflüsse stets ähnlich hoch, wie die Kursperformance (beispielsweise beides zwischen 13 und 14 Milliarden Euro 2005). (eml)


Den vollständigen Text lesen Sie in der soeben erschienenen Heftausgabe 2/2017 von FONDS professionell. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.