Aktive Fonds sind "weniger radioaktiv"
Wer atomenergiefrei anlegen will, ist in aktiven Portfolio-Strategien eindeutig besser aufgehoben als in ETFs. Das zeigt eine Untersuchung der österreichischen Bewertungsunternehmen ESG-Plus und Cleanvest.
Für viele österreichische Anleger ist klar: Atomkraft und Nachhaltigkeit passen nicht zusammen. Doch in der zur Verfügung stehenden Produktwelt gilt offenbar ein anderer Maßstab. In 41 Prozent der in hierzulande angebotenen nachhaltigen Publikumsfonds sind Atomkraftinvestments enthalten. Das ergab eine Analyse des Beratungsunternehmens ESG-Plus auf Basis des Datenbankanbieters Cleanvest.
Konventionelle Fonds sind nur geringfügig häufiger – nämlich zu 45 Prozent – in Kernenergie investiert. Immerhin ist aber der Umfang der Atom-Investments in den nachhaltigen Fonds wesentlich niedriger – nämlich um ein Fünftel. Bei "grünen" Fonds mit Atomenergieanteil dürfte es sich um nicht zertifizierte Produkte handeln, da sowohl das österreichische Umweltgütesiegel (UZ 49) als auch das deutsche FNG-Siegel Kernkraft (bis auf Toleranzschwellen) ausschließen.
Aktiv versus passiv: Auffälliger Unterschied
Noch eine Annahme lässt sich aus der Erhebung ableiten: Wer keinen Finanzberater hat, der einem die passenden Produkte heraussucht, der sollte für eine atomkraftfreie Auswahl eher unter aktiv gemanagten Fonds stöbern. Damit ist man zumindest statistisch betrachtet auf der sichereren Seite: 60 Prozent aller passiven in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Publikumsfonds enthalten Atomenergie, wogegen bei den aktiven Fonds nur 36 Prozent solche Investments enthalten, erklärt Armand Colard, Geschäftsführer von ESG-Plus und Cleanvest.
Für die Untersuchung wurden im Februar 2022 knapp 2.000 in Österreich zum Vertrieb zugelassene Publikumsfonds mit einem Volumen von rund 2,1 Billionen Euro analysiert. Es handelt sich um die größten Fonds in- und ausländischer KAGs. Zwei Drittel waren aktiv gemanagt, ein Drittel passiv (ETFs). 80 Prozent waren Aktienfonds, 20 Prozent Anleihen-, Misch- und sonstige Fonds. Zu 83 Prozent handelte es sich um konventionelle Fonds und zu 17 Prozent um nachhaltig gelabelte Strategien. (eml)