Aktienmärkte: Fomo ist wieder da
Die Angst der Anleger, etwas zu verpassen, hat zur jüngsten Aktienrally beigetragen. Fear of missing out, kurz: Fomo, heißt das Phänomen an den internationalen Kapitalmärkten. Nach Ansicht zweier Investmentstrategen könnte ein Rückschlag bald folgen.
Nach Ansicht der Anlagestrategen von Morgan Stanley und Goldman Sachs stehen die sich eintrübenden Gewinnaussichten der Unternehmen im Widerspruch zum jüngsten Aufschwung an den Aktienmärkten. Angesichts des anhaltenden Kostendrucks gehen sowohl Michael Wilson von Morgan Stanley als auch David Kostin von Goldman Sachs davon aus, dass die Margen nächstes Jahr sinken werden, wie die Agentur "Bloomberg" berichtet. Nach Ansicht von Wilson, der in Bezug auf US-Aktien zu den größten Bären gehört, ist "der beste Teil der Rally vorbei".
Die Berichtsaison zum zweiten Quartal fiel besser aus als befürchtet, was die US-Börsen im vergangenen Monat kräftig nach oben trieb. Anleger setzten darauf, dass die Gewinnspannen der Unternehmen dem Inflationsdruck standhalten können. Schub für die Stimmung kam auch von Spekulationen, die US-Notenbank könnte angesichts schwächerer Konjunkturdaten weniger falkenhaft handeln.
Zu früh für Entwarnung
"Während die Preise für den Endverbraucher weiterhin rasant steigen, steigen die Preise für die Produzenten doppelt so schnell", gibt Wilson von Morgan Stanley zu bedenken. Die Erwartungen von Analysten, dass sich die Gewinnspannen bis 2023 ausweiten werden, seien "aufgrund des anhaltenden Kostendrucks und der rückläufigen Nachfrage unrealistisch". Kostin von Goldman Sachs stimmt dem zu und meint, dass höhere Inputkosten die Gewinnmargen im nächsten Jahr beeinträchtigen werden, selbst wenn die Umsätze weiter steigen. Rückgänge seien dabei in allen Branchen zu erwarten, besonders aber in den Bereichen Rohstoffe, Energie und Gesundheitswesen.
Wilson ist gegenüber der jüngsten Erholung skeptisch. Es handle sich um eine Bärenmarktrally inmitten zunehmender Rezessionsängste. "Wir halten es für verfrüht, Entwarnung zu geben, nur weil die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat", so Wilson. Die nächste Abwärtsbewegung könnte nach seiner Einschätzung im September kommen. (Bloomberg/ohm)