Aktien für alle? EU will Schwedens Erfolgsmodell kopieren
Die EU will Billionen Euro privater Ersparnisse mobilisieren und setzt dabei auf Schwedens Best-Practice-Modell", das sogenannte ISK-Konto. Ziel ist, Investitionen in Aktien und Fonds zu erleichtern, Unternehmen Zugang zu Kapital zu verschaffen – und eine echte Aktienkultur in Europa zu etablieren.
Die Europäische Union plant, Billionen Euro an privaten Ersparnissen für Investitionen in Kapitalmärkte freizusetzen – und nimmt sich dabei Schweden als Vorbild. Ein entsprechender Vorschlag soll noch in diesem Quartal im Rahmen der Spar- und Investitionsunion vorgestellt werden.
Schweden als Best-Practice-Beispiel
Durch einfachere Investmentmöglichkeiten will die EU das Vermögen der Haushalte erhöhen und Unternehmen besseren Zugang zu Finanzmitteln ermöglichen. Analysten erwarten, dass dies zu einer breiteren Akzeptanz spezieller Anlagekonten führen könnte – nach dem schwedischen Modell.
Polen hat bereits ein Investitionssparkonto nach schwedischem Vorbild vorgeschlagen, das in drei Jahren rund 100 Milliarden Zloty (rund 23,5 Mrd. Euro) mobilisieren soll. Schweden gilt laut der EU-Kommission als Best-Practice-Modell. Ziel sei es, Bürgern ein breiteres Spektrum an Instrumenten und Wissen bereitzustellen.
Aktien als Nationalsport
In Schweden hat jahrzehntelange Politik dazu beigetragen, dass Aktieninvestitionen weit verbreitet sind. Haushalte investieren dort über die Hälfte ihrer Ersparnisse in Aktien – mehr als doppelt so viel wie im Eurozonen-Schnitt.
Das seit 2012 bestehende ISK-System ("Investerings-Spar-Konto") vereinfacht Steuern und reduziert Bürokratie. Jeder, der ein Bankkonto hat, kann handeln – und das ISK-Konto unterliegt keiner Kapitalertragssteuer. Wertpapiere können ganz einfach über Mobile-Banking-Apps gekauft und verkauft werden.

"Die Schweden haben guten Grund, für das ISK-Konto dankbar zu sein", sagt Mohammed Salih, ein 32-jähriger Kommunikationsmanager aus Listerby. Er investiert seit über zehn Jahren über dieses System und erreichte sein Ziel von einer Million schwedischen Kronen (ca. 89.000 Euro). Heute teilt er seine Erfahrungen auf Instagram.
Hürdenabbau durch einfache Regeln
"Es ist einfach eine viel simplere Möglichkeit, Aktien zu kaufen", erklärt Frida Bratt, Sparökonomin bei der Nordnet Bank. Besonders junge Menschen hätten vom vereinfachten Zugang profitiert. Fast ein Viertel der Schweden hält direkt Aktien börsennotierter Unternehmen, im Schnitt im Wert von 540.000 Kronen.
Laut der Swedish Investment Fund Association investieren rund 70 Prozent der Schweden direkt in Investmentfonds. Zum Vergleich: In Großbritannien liegt der Anteil privater Ersparnisse in Aktien und Fonds bei nur acht Prozent.
EU-Plan noch offen
Ob ein EU-weites Spar- und Anlagekonto den gleichen Erfolg haben kann, bleibt offen. Laut Jonas Strom, dem Chef der nordischen Investmentbank ABG Sundal Collier, ist es "definitiv möglich", den schwedischen Erfolg mit den ISK-Konten auf ein breiteres europäisches Publikum zu übertragen. Entscheidend sei der "politische Wille" der Mitgliedstaaten. (mb/Bloomberg)















