Das von dem Zoll-Gewitter des US-Präsidenten Donald Trump ausgelöste Börsenbeben hatte vereinzelt die Chance für Zukäufe attraktiver Titel eröffnet. Zu dieser Einschätzung kommt das Team des Acatis Value Event Fonds. Die Aktienquote der Portfolios sei bereits um den Jahreswechsel deutlich auf etwa 50 Prozent reduziert und demgegenüber sei verstärkt in sichere Papiere wie deutsche Staatsanleihen investiert worden, sagte Fondsmanager Johannes Hesche.

Der Kauf von Staatsanleihen habe die Kursverluste an den Börsen für das Portfolio zumindest etwas abgemildert. "Doch wir hedgen unser Portfolio nicht", betonte Hesche, der im April 2024 nach der Trennung von Gané das Ruder bei dem rund sechs Milliarden Euro schweren Mischfonds übernommen hatte. Somit sei ein Minus nicht zu vermeiden gewesen, so Hesche bei einer Präsentation für Investoren am Mittwoch (9.4.), also noch bevor Trump die meisten Zölle aussetzte.

"Etwas antizipiert, aber nicht in dem Ausmaß"
Zwar sei mit dem Antritt von Trump durchaus mit einer Verhängung von Zöllen zu rechnen gewesen. "Aber auch wir haben nicht vorhergesehen, dass mehr als 100 Prozent Zoll auf Chinas Produkte verhängt werden", räumte Hesche ein. "Wir haben etwas antizipiert, aber nicht in dem Ausmaß." Die Reduktion der Aktienquote zum Jahresauftakt habe andere Gründe gehabt. "Das Risiko-Rendite-Verhältnis passte nicht mehr", erläuterte Hesche. "Die Bewertung gegenüber dem erwartbaren Wachstum stimmte nicht mehr."

Vereinzelt habe das Team zwar nun aussichtsreiche Aktien und höher rentierende Anleihen gekauft, deutsche Staatsanleihen hingegen verkauft. "Bei einzelnen Firmen haben wir Einstiegskurse gesehen", sagte der Portfoliomanager. Das Team habe jedoch nicht den Blick auf Unternehmen gerichtet, die möglicherweise kurzfristig von einer Lösung in dem Zollstreit profitieren könnten, sondern vielmehr auf Unternehmen, die langfristig gut dastehen würden. "Da konnte man schon mal zugreifen", sagte Hesche.

"Ordentliches Cash-Polster"
Dennoch halte der Fonds mit einem Anteil von etwa 54 Prozent immer noch eine im historischen Vergleich niedrige Aktienquote. Der Rentenanteil liege bei rund 30 Prozent. Damit verfüge das Management "immer noch über ein ordentliches Cash-Polster, um selektiv nachkaufen zu können", betonte Hesche. Als Beispiel für einen jüngsten Aktienzukauf im Portfolio nannte er den auf alternative Investments spezialisierten kanadischen Asset Manager Brookfield.

In US-Staatsanleihen, die insbesondere bei längeren Laufzeiten zuletzt einen deutlichen Renditeanstieg verzeichneten, habe der Fonds hingegen nicht investiert. "Normalerweise hätte ich gesagt, die Fed hält dagegen", erläuterte Acatis-Stratege Stefan Riße. "Aber Fed-Chef Jerome Powell und Trump sind keine Freunde. Ich glaube nicht, dass Powell die Kohlen für Trump aus dem Feuer holt." Der starke Renditeanstieg bei Staatsanleihen dürfte der Hauptgrund gewesen sein, dass Trump die meisten Zölle vorerst aussetzt.

Wachsender Widerspruch
In den USA selbst habe sich zudem zuletzt immer mehr Widerspruch gegen den Rundumschlag an Zöllen geregt. Neben JP-Morgan-Chef Jamie Dimon haben sich unter anderem der aktivistische Investor Bill Ackmann, eigentlich ein Trump-Unterstützer, und sogar Regierungsberater und Tesla-Chef Elon Musk gegen die Zollstrategie gewandt. "Das hält mittlerweile jeder für einen gigantischen Fehler", sagte Hesche. (ert)