Acatis-Chef Leber über Warren Buffett: Abgang eines Fixsterns
Nach Warren Buffetts angekündigtem Rücktritt setzt Acatis-Chef Hendrik Leber weiter auf die Berkshire-Hathaway-Aktie. Und er verrät, welche Firma seiner Meinung nach das Potenzial hat, in Buffetts Fußstapfen zu treten.
Bereits seit Jahren hatten Berkshire-Hathaway-Aktionäre Warren Buffetts Rücktrittserklärung erwartet. Als Buffett zum Ende der diesjährigen Hauptversammlung (HV) Anfang Mai tatsächlich bekanntgab, zum Jahresende den Vorstandsstab an seinen designierten Nachfolger Greg Abel zu überreichen, empfanden das viele Investoren als Epochenwechsel.
Epochenwechsel am Finanzmarkt
Dazu zählt auch Acatis-Chef Hendrik Leber. Die Berkshire-Hathaway-Aktie sei eines seiner ersten Investments als Portfoliomanager gewesen und seitdem durchgehend in seinem Kunden-Portfolio, so Leber. Von anfangs 40.000 Dollar stieg der Kurswert in dieser Zeit auf das 20-Fache mit rund 800.000 Dollar. Die diesjährige Reise nach Omaha war Lebers 28. Teilnahme an einer Berkshire-HV. Gemeinsam mit Portfoliomanager Johannes Hesche berichtete Leber in einer Kundenveranstaltung, warum er weiter auf Berkshire Hathaway setzt und wo sich die nächste ähnliche Erfolgsstory auftun könnte.
Die Berkshire-Hathaway-Erfolgsgeschichte seit 1965 sei einzigartig, so Leber. "Buffett hat als Finanzinvestor bei null angefangen und ein Imperium aufgebaut. Da hat sich jemand ein Rezept vorgenommen, es umgesetzt und zu einem gigantischen Erfolg geführt." Das Besondere sei, dass Buffett als Finanzinvestor kein klassischer Start-up-Unternehmer wie Microsoft-Gründer Bill Gates oder Apples verstorbener Vorstandschef Steve Jobs sei, sondern ein reiner Investor, der noch dazu seine Marktsicht und Anlagephilosophie mit einer breiten Öffentlichkeit teile.
Volles Vertrauen in Berkshire-Hathaway-Aktie
Leber ist überzeugt, dass Buffetts Markteinschätzungen in Zukunft fehlen werden: "Wo in der Welt haben wir einen Fixstern, der uns bei Themen des Kapitalmarktes leitet, eine Meinung hat und uns in gewisser Weise führt?", so Leber. Am Erfolg Berkshire Hathaways unter Buffetts Nachfolger Greg Abel haben die Acatis-Experten dennoch keinen Zweifel. Acatis-Portfoliomanager Johannes Hesche, der auch in Omaha dabei war, sagt, er habe bei der Ankündigung eher an Zukaufen als Verkaufen gedacht.
Der künftige Wert der Berkshire-Hathaway-Aktie hänge aber nicht an Buffett, sondern vor allem an dem Werk, das Buffett über viele Jahre aufgebaut habe, so Hesche. "Berkshire bleibt eine Zinseszinsmaschine über die nächsten Jahre." Dazu habe die Aktie eine Art eingebaute Put-Option: In Phasen mit starken Kursrückgängen habe Buffett jedes Mal massiv Aktien zurückgekauft. Das würde den Kurs deutlich nach unten absichern.
Buffett-Nachfolger Greg Abel leitet seit Jahren die massiv ausgebaute Energiesparte und ist Vorstandsmitglied der Holding. "Das ist eine Person, die mit großen Geldbeträgen und Mitarbeiterzahlen umgehen kann", so Leber: "Ich mache mir null Sorgen, dass Greg Abel das operative Geschäft nicht gut leiten könnte."
Die kleine Berkshire
Eine besonders spannende Beteiligung im Berkshire-Hathaway-Portfolio ist für Leber der US-Nischenversicherer Markel – mit gerade 24 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung. Trotzdem werde Markel unter US-Investoren häufig "die kleine Berkshire" genannt, berichtet Leber. Der Grund: Seit 1990 investiert CEO Tom Gayner den Cashflow gezielt in Beteiligungen an börsengelisteten und nicht-gelisteten Unternehmen – und das mit großem Erfolg. Zu seinem Portfolio gehören unter anderem Beteiligungen an Google, dem Landwirtschaftsmaschinenbauer John Deere, dem Finanzunternehmen Visa und dem Fahrdienst Uber. Zu seiner wachsenden Fan-Gemeinde zählt sich auch Acatis-Chef Leber selbst: Nicht zuletzt deshalb habe man ihn als Sprecher zur nächsten Acatis-Value-Konferenz eingeladen. (jh)