Commerzbank gründet neue Wealth-Management-Einheit
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp ordnet das Geschäft mit Privatkunden neu, um Provisionseinnahmen zu steigern und ihre Ausgangslage im Abwehrkampf gegen die Unicredit zu stärken.
Privatkunden in Deutschland, deren Geschäft mit der Commerzbank zwei Millionen Euro übersteigt, werden künftig von einer neuen Sparte namens Wealth Management & Vermögensverwaltung betreut, die von Christian Hassel geleitet wird, wie aus einer internen Präsentation hervorgeht. Weniger vermögende Kunden werden Teil der Sparte Private Kunden sein, die von Mario Peric beaufsichtigt wird und die sich je nach Vermögenswerten der Kunden in drei neue Untereinheiten gliedern soll. Daneben gibt es noch die von Guido Groß geleitete Einheit mit sogenannten Unternehmerkunden. Die drei Bereichsvorstände berichten an Vorstandsmitglied Thomas Schaufler.
Engmaschige Kundenbetreuung
Die neue Struktur orientiert sich an Kundengruppen anstatt wie bisher an geographischen Regionen und soll ab Herbst gelten. Sie zielt darauf ab, den Vertrieb zu stärken und sicherzustellen, dass Kunden engmaschig genug betreut werden. Dadurch erhofft sich die Commerzbank zusätzliche Erlöse. Kosteneinsparungen stehen nicht explizit im Fokus. Zwar wird die Anzahl der Gebiete halbiert, in die sich das Geschäft innerhalb Deutschlands aufteilt, die Zahl von Filialen soll allerdings stabil bei rund 400 bleiben. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Neuorganisation des Segments Privat- und Unternehmerkunden ist Teil von Orlopps Bemühungen, die Provisionserträge steigern, während Zinserträge aufgrund der sinkenden Zinsen tendenziell nach unten gehen. Der Vorstoß dürfte auch beim Strategie-Update zur Sprache kommen, das Orlopp am 13. Februar bei einem Kapitalmarkttag präsentieren will. Orlopp will die Anleger davon überzeugen, dass es besser ist, ihr die Zukunft der Commerzbank anzuvertrauen als Unicredit-Chef Andrea Orcel. Einige Analysten rechnen damit, dass Orlopp auf dem Investorentag unter anderem die Profitabilitätsziele der Bank erhöhen und einen Stellenabbau ankündigen wird.
Kleinere Akquisitionen im Fokus
Die Commerzbank werde im Rahmen ihrer Übernahmeabwehr nichts "Unkluges" tun, sagte Orlopp letzten Monat in einem Interview mit "Bloomberg TV" in Davos mit Blick auf mögliche Zukäufe. Stattdessen prüfe man kleinere Akquisitionen, um Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen. Die Bank ist dabei, ihr Vermögensverwaltungsgeschäft durch den Kauf von Beteiligungen an kleinen Unternehmen auszubauen. Wie "Bloomberg" berichtete, erwägen die Frankfurter derzeit, den bestehenden Anteil der Commerzbank an Nixdorf Kapital zu erhöhen.
Der Vorstoß der Commerzbank im Wealth Management ist nur der jüngste, da viele andere Banken versuchen, ihr Geschäft mit den Reichen in Deutschland auszubauen. BNP Paribas unterzeichnete im September eine Vereinbarung zum Erwerb der Private-Banking-Sparte von HSBC, und die niederländische Bank ABN Amro hatte kurz vorher die Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe bekanntgegeben. (mb/Bloomberg)