Wohnen im Alter und betreutes und betreuendes Wohnen sind aufgrund der Bevölkerungsalterung brennende Themen. Die Politik müsste angesichts der Brisanz zielgerichteter vorgehen, erneuerte Wolfgang Stabauer, Geschäftsführer des Immobilienvertriebs ÖKO-Wohnbau, eine langjährige Forderung. Er diskutierte darüber am diesjährigen FONDS professionell KONGRESS in Wien mit ORF-Moderatorin Nadja Bernhard und Dompfarrer Toni Faber.

Alle Bundesländer hätten für Wohnen im Alter unterschiedliche Konzepte, kritisierte Stabauer das Fehlen einer nationalen Strategie. Als Vorbild für hob er die Steiermark hervor – das einzige Bundesland, das nicht nur die Investoren sondern auch die Menschen fördert, die in betreuten Wohnungen leben. 

Förderungen und rasche Baugenehmigungen
Für die Bauträger seien solche Wohnprojekte lohnend, denn seitens der Kommunen gebe es dafür hohe Förderungen und gleichzeitig habe man mit den Baugenehmigungen keine Probleme. Schließlich haben die Kommunen kaum die Mittel, um solche Projekte selbst umzusetzen, sind aber mit der Thematik der Betreuung im Alter genauso konfrontiert, wie mit leistbarem Wohnen für Familien. "Es ist ein Problem, wenn man für Wohnen 60 Prozent des Einkommens ausgeben muss. Jetzt steigen außerdem die Preise. Und die öffentliche Hand tut nichts", so Stabauer.

ORF-Moderatorin Nadja Bernhard sagte, das Interesse an Wohnen im Alter und leistbarem Wohnen spiele in der Berichterstattung eine immer wichtigere Rolle. Solche Beiträge würden überdurchschnittlich angeklickt. Generationenübergreifendes Wohnen würde auch aufgrund der Digitalisierung und der daraus resultierenden Gefahr der Vereinsamung in Zukunft immer wichtiger werden, so die Medienexpertin. Was die kommunalen Baugenehmigungen betrifft, kritisierte sie, dass aus Sicht eines Bürgers häufig Projekte ohne ökosoziales Konzept hochgezogen würden und dadurch etwa eine Bodenversiegelung von wichtigen Naturflächen stattfinde.

Anti-Bodenversiegelungsdebatte nicht auf Kosten von Familien
Stabauer verwies auf die Komplexität des Themas Bodenversiegelung. Wenn, wie in Deutschland, eine Diskussion über die Bodenversiegelung darin mündet, dass man den Bau von Einfamilienhäusern verbietet, sei das "absurd". Als Alternative werde müsse in die Höhe gebaut werden, was kostenintensiv ist. Die Leute würden ja auf das Land ziehen, weil es kein leistbares Angebot gerade für junge Familien in den Städten gebe.

Dompfarrer Toni Faber betonte, dass generationenübergreifendes oder betreutes Wohnen dem wichtigen Bedürfnis nach Gesellschaft gerecht werde. Dieses Bedürfnis bestehe nicht nur auf Seiten der Menschen, die in solchen Projekten wohnen, sondern auch umgekehrt gebe es die Sehnsucht, nach ehrenamtlichem Engagement, etwa in Form von Besuchsdiensten. (eml)