Armin Wolf hakt nach: "Müssten wir jetzt nicht alle Gold kaufen?"
Geballtes Investment-Know-how auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien: Bereits zum elften Mal stellten sich Top-Experten der Finanzbranche den Fragen des prominenten und vielfach ausgezeichneten Journalisten Armin Wolf.
Wir leben zweifelsohne in interessanten Zeiten, startet der Starjournalist Armin Wolf die traditionelle Podiumsdiskussion am zweiten Tag des FONDS professionell KONGRESSES in Wien. "Ein schon beinahe wieder vergessener österreichischer Bundeskanzler hat einmal gesagt, wenn wir so weitermachen, helfen nur mehr Alkohol und Psychopharmaka", fährt er in gewohnt witziger Manier fort. Doch weil es dafür noch etwas zu früh sei, wolle er es lieber mit Expertise versuchen.
Und viel mehr an geballter Expertise werden die Besucher der Podiumsdiskussion wohl auf keiner anderen Kongressbühne finden. Denn mit den vier hochkarätigen Diskutanten Marion Morales Albiñana-Rosner, Vorständin der Unicredit Bank Austria im Bereich Wealth Management und Private Banking, Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege von Flossbach von Storch, DWS-Starfondsmanager Thomas Schüßler und Ulrich Kaffarnik, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung von DJE Kapital, stellten sich bereits zum elften Mal Top-Experten den Fragen von Armin Wolf.
Gold als Inflations- und Kriegsabsicherung
Angesichts des weiterhin tobenden Krieges in der Ukraine, der schwachen Wirtschaft in Europa und China und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hielt die exklusive Runde einmal mehr spannende Diskussionen bereit. So wollte Armin Wolf etwa wissen, ob nicht gerade jetzt Gold gekauft werden sollte. "Übergewichten würde ich Gold nicht", antwortete Kaffarnik betont trocken. Auch wenn es derzeit zwar genug Unsicherheiten gebe, die ein Investment in Gold nahelegen, räumt der DJE-Experte ein. Vorndran erinnerte das Publikum indes daran, dass ohnehin rund zehn Prozent in Gold investiert werden sollte, um sein Privatvermögen zu schützen. "Derzeit sollten es mit zehn bis 13 Prozent vielleicht etwas mehr sein", sagt er. Ähnlich sinnvoll sieht auch Schüßler eine Investition in Gold, der das Edelmetall vor allem als Inflations- und Kriegsabsicherung betrachtet.
Technologieaktien als große Überraschung
Sinnvoll erschienen im abgelaufenen Jahr auch Investitionen in Technologieaktien. Auf die Frage, was die Diskussionsteilnehmer im vorigen Jahr am meisten überrascht hat, antwortete Morales Albiñana-Rosner, dass sie eine derart lange Euphorie für amerikanische Tech-Aktien nicht erwartet hätte. "Das sehe ich genauso", wirft Kaffarnik ein, der gleichzeitig daran erinnert, wie schnell sich das auch wieder ändern kann. Historisch habe es dies ohnehin noch nie gegeben, dass eine Handvoll Aktien zu solchen Treibern eines Marktes werden, ergänzt Schüßler. Er habe seinerseits nicht erwartet, dass sich die amerikanische Wirtschaft so lange gut halten kann. Die erwartete massive Korrektur in der Realwirtschaft blieb jedenfalls aus.
"Trump ist ja Spezialist darin, die Realität völlig zu verweigern"
Wie es nun weitergehe, nachdem Trump die Wahlen in den USA gewonnen hat, wollte Wolf wissen. Schließlich performe der Dax derzeit besser als der US-Leitindex S&P 500. Es habe zunächst eine Trump-Begrüßungsrally gegeben, weil all die Statements, die er gegeben hat, erst einmal eingepreist worden sind, ist Kaffarnik überzeugt. "Herr Schüßler, Herr Trump wurde gewählt und ist angetreten mit dem Slogan, er wird die amerikanische Wirtschaft in die beste Phase ihrer Geschichte führen. Vor allem, wenn wir die Inflation runterdrücken“, wendet sich Wolf an den nächsten Kapitalmarkt-Experten. Allerdings stieg die Inflation im Jänner auf drei Prozent und Marktteilnehmer würden fünf bis sechs Prozent erwarten. "Kann das Trump überhaupt zulassen? Das wäre doch politisch katastrophal“, so Wolf weiter.
Er habe zwar das Thema im Wahlkampf gespielt, aber ziemlich widerwillig, antwortet Schüßler. "Trump ist ja Spezialist darin, die Realität völlig zu verweigern. Inflation ist gerade kein Thema für diese Administration, weil die genau wissen, da können sie kurzfristig gar nichts machen“, ergänzt Kaffarnik. Morales Albiñana-Rosner wirft allerdings ein, dass die Inflation noch zum Thema werden wird: "Es dauert eben etwas, bis sich das dreht."
"Meine Schwiegermutter hat mich outperformt"
Abschließend wollte Wolf noch wissen, was der teuerste Irrtum der vier Diskussionsteilnehmer im vergangenen Jahr gewesen ist. Und von welchen Investitionsideen das Quartett derzeit abraten würde. In einem waren sich die Diskutanten jedenfalls einig: Sie empfehlen, Portfolios möglichst breit aufzustellen. "Das wird kein Jahr für einzelne Wetten", betont Schüßler. Der teuerste Fehler von Vorndran war übrigens ein Reputationsfehler: Seine Schwiegermutter hatte ihn dazu aufgefordert, mehr Rheinmetall-Aktien zu kaufen, doch Vorndran hatte lieber auf Gold gesetzt. "Was soll ich sagen, meine Schwiegermutter hat mich outperformt." (cf)