20-Jahres-Prognose: Was mit Aktien und Anleihen zu holen ist
Die Capital Group hat ihre Langfristprognosen aktualisiert – und dabei die erwarteten jährlichen Renditen der kommenden zwei Jahrzehnte auf breiter Front gesenkt. Nur für einen Teilbereich wurde die Prognose angehoben.
Der US-Asset-Manager Capital Group geht in seinen aktuellen "Capital Market Assumptions" von geringeren Erträgen in den kommenden 20 Jahren aus als in seinen 2024 veröffentlichten Prognosen. Die "Kapitalmarkt-Annahmen" spiegeln die langfristigen Renditeerwartungen des Unternehmens sowie die Korrelationen und Volatilitäten der wichtigsten Anlageklassen wider.
Für Aktien von US-Unternehmen rechnet die Capital Group nun mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 6,3 Prozent auf Sicht der nächsten zwei Jahrzehnte; 2024 waren für diesen Zeitraum noch 6,9 Prozent erwartet worden. Auch für andere Weltregionen wurden die Prognosen allesamt gesenkt, wobei die Anpassung für Europa ohne das Vereinigte Königreich mit nun 5,7 statt bisher 5,8 Prozent per annum noch am geringsten ausfiel. Im Anleihenbereich sieht es ähnlich aus, auch wenn die Anpassungen nach unten hier nicht so deutlich sind. Zudem blieb hier die erwartete Rendite bei US-Staatsanleihen mittlerer Laufzeit mit jährlich vier Prozent gleich, und die Ertragsprognose für Cash-Anlagen in US-Dollar wurde sogar leicht angehoben (siehe Tabelle).
"Die überdurchschnittlichen Aktienrenditen der letzten zwei Jahre, die zunehmende Marktkonzentration sowie die aktuell hohen Aktienbewertungen sind Faktoren, die wir bei der langfristigen Portfoliokonstruktion berücksichtigen müssen", sagt Maddi Dessner, Head of Global Asset Class Services bei der Capital Group. "Während wir unsere Renditeerwartungen für globale Aktien gesenkt haben, gehen wir davon aus, dass sich aufgrund struktureller und zyklischer Faktoren weiterhin gute Chancen bieten werden. Unserer Meinung nach werden die Renditen für festverzinsliche Wertpapiere die der letzten 20 Jahre übertreffen."
Alexandra Haggard, Leiterin der Asset Class Services für Europa und Asien, ergänzt: "Obwohl sich die geopolitische Landschaft mit den Wahlen des letzten Jahres in 64 Ländern und der Europäischen Union erheblich verändert hat, bleiben die Aussichten für das Wirtschaftswachstum weltweit insgesamt gesund." Ein Anstieg der Investitionsausgaben, insbesondere in den Industrieländern, die Vertiefung der Kapitalmärkte und die Produktivitätssteigerungen durch künstliche Intelligenz und eine breitere Einführung der Digitalisierung in der ganzen Welt würden das Wachstum sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern voraussichtlich unterstützen.
Sicht eines US-Investors auf die Renditen
Bei der Tabelle zu beachten ist, dass die Capital Group die Sicht eines US-Investors einnimmt und entsprechend die Erträge von Anlagen außerhalb der USA in Dollar umrechnet. Beispielsweise setzt sich die erwartete jährliche Rendite von sieben Prozent mit japanischen Aktien aus der Wertentwicklung der Papiere zusammen und einem Währungsgewinn, da die Capital Group davon ausgeht, dass der Yen gegenüber dem Dollar kräftig an Wert zulegen wird. Insgesamt rechnet der Asset Manager damit, dass der US-Dollar voraussichtlich gegenüber einem breiten Währungskorb abwerten wird. Gegenüber dem Euro erwarten die Experten indes eine Aufwertung des Dollar. (ohm)