FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2025
Mit Tausenden Fällen pro Jahr allein in Bayern und einem bundesweiten Schaden von rund einer Milliarde Euro. Die Kryp- towährungsbörsen spielen eine unheim- lich wichtige Rolle in der Aufklärung von Investmentbetrug. Auf sie habenUS-Behör- den in den vergangenen Jahren starken Druck ausgeübt. Diese Behörden wurden DEHU ]XUĞFNJHSljȬHQ +HXWH ODXIHQ LOOHJDOH Zahlungsströme oft relativ direkt in Kryp- towährungsbörsen, um dort möglichst schnell verschleiert zu werden. Wie wirkt sich der Entwicklungsschub bei der generativen KI auf die Sicher- heit von Blockchain-Technologien aus? Angeblich brauchen Hacker heute dank KI nur 20 Minuten statt zwei Wochen, um ein System nachhaltig zu infiltrieren. Haslhofer: Eine neue Studie zeigt, dass die Large Language Models (LLMs), die wir alle von ChatGPT kennen, mittlerweile Smart Contracts recht gut interpretieren können; also die Programme, die auf den Blockchains laufen und die Grundlage für dezentrale Finanzsysteme bilden. Natür- OLFK NDQQ HLQ +DFNHU GDPLW )HKOHU LP &RGH OHLFKW ljQGHQ XQG PXVV GDV QLFKW mehr manuell machen. Wir sehen umge- kehrt aber auch einWerkzeug, um Fehler- quellen in eigenen Systemen zu schließen. Die österreichische Finanzmarktaufsicht setztKIein,umunlauterePraktikenzuiden- tifizieren.DerFinanzministerwill daseben- falls.Was taugt KI inderStrafverfolgung? Haslhofer: Wir arbeiten seit zehn Jahren in Forschungsprojekten mit Behörden zusammen und untersuchen den Einsatz von KI in verschiedenen Bereichen – von der Strafverfolgung bis zur Aufsicht. Man muss bei dem Thema etwas aufpassen. Ich würde KI nicht naiv auf alle Probleme ansetzen. Warum?Wo liegt derHaken? Kitzler: Viele moderne Modelle basieren auf Wahrscheinlichkeiten, und die Ent- VFKHLGXQJVljQGXQJ LVW RIW QLFKW QDFKYROO- ziehbar. Am Ende des Tages kann ich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine $XVVDJH WUHȬHQ ,Q GHU 6WUDIYHUIROJXQJ muss ich meine Aussage aber spätestens vor Gericht belegen. Also braucht es Menschen, die die Ergebnisse interpre- tieren. Und das wird auf absehbare Zeit so bleiben. Haslhofer: Eine Beweisführung mit künst- licher Intelligenz ist sehr schwierig. Auch bei Aufsichtsbehörden geht es um die Erklärbarkeit. Ich kann KI mit einer Risikobewertung beauftragen, und am Schluss zeigt sie mir eine rote, gelbe oder grüne Ampel. Aber die Einstufung muss ich begründen können. Das ist mit den generativen Modellen nicht immer gege- ben. Die Erklärbarkeit ist bei klassischen maschinellen Lernmethoden oft besser. IndenUSAwirdrundumdieKryptowährung von Präsident Donald Trump ermittelt. Hat der fragwürdige Trump-Coin irgendeinen Effekt auf dasKryptouniversum? Haslhofer: Die seriösen Player in der Kryptoindustrie haben in den letzten Jah- ren viele Anstrengungen unternommen, um sich an Regulierungen zu halten und sich vom Schmuddel-Image zu befreien. Das ist nun meine persönliche Meinung als Bürger, nicht als Wissenschaftler: Was Trump in den USA oder Javier Milei in Argentinien derzeit machen, wäre bei uns durchaus in der Nähe der Finanzkrimina- lität angesiedelt. Wenn Politiker so agie- ren, wird Finanzkriminalität salonfähig. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP KURZ-VITA: Bernhard Haslhofer leitet die Forschungsgruppe Digital Currency Ecosystems amCSH. Der promovierte Informatiker (Uni Wien) und Master in Economics and Computer Science (TUWien) forscht unter anderemzu KI undmaschinellemLernen, Cyberkriminalität, digitalenWährungen und dezentralen Finanzsystemen. Haslhofer ist Autor zahlreicher wissen- schaftlicher Publikationen zumThemenbereich. » Eine Beweisführung mit künstlicher Intelligenz ist sehr schwierig. « Bernhard Haslhofer, Complexity Science Hub FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT FÜR FONDS PROFESSIONELL VERTRIEB & PRAXIS Bernhard Haslhofer + Stefan Kitzler | Complexity Science Hub | CSH 206 fondsprofessionell.at 3/2025
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