FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2025
Warum sich künstliche Intelligenz (KI) zur Finanzstrafverfolgung begrenzt eignet undwas Behörden über Krypto-Plattformenwissen müssen, erklären die Cyberspezialisten Bernhard Haslhofer und Stefan Kitzler vom CSH in Wien. A m Complexity Science Hub (CSH) in Wien wird interdisziplinäre Spit- zenforschung betrieben. Behörden und Unternehmen nutzen die Ergebnisse. Die Bandbreite reicht von Medizin bis Wirt- schaft. Geht es nach Bernhard Haslhofer und Stefan Kitzler, sitzen dort auch einige der wichtigsten Cybercrime-Forscher des Landes. FONDS professionell sprach mit den beiden über Decentralized Finance (DeFi) – also Blockchain- oder Krypto- anwendungen, die – wie sich zeigt – nur vordergründig „dezentral“ sind. Herr Haslhofer, laut einem FMA-Bericht von 2024 haben in Österreich viele Ver- sicherungen, Banken und Fondsanbieter ihreBlockchain-oderDeFi-Plänebegraben. Sind Kryptotechnologien noch relevant für die traditionelleFinanzbranche? Bernhard Haslhofer: Wennman die nackten Zahlen betrachtet, sind die Volumina bedeutend: Die Marktkapitalisierung aller Krypto-Assets liegt bei über drei Billionen Euro; da sind wir beim Bruttoinlands- produkt von Großbritannien. Und das 24-Stunden-Handelsvolumen ist ähnlich hochwie an der NewYork Stock Exchange. Klassische Zahlungsdienstleister haben sich da zurückgehalten, oft aus guten Gründen. Wir sehen aber jetzt, dass dieseWelten sich ]XQHKPHQG YHUijHFKWHQ Die RLB NÖ Wien kooperiert etwa mit Bit- panda. Bankenmachendasoft schlicht, um jungeKundenzugewinnen, diedannehtra- ditionelle Produkte kaufen sollen. Haben Krypto-Assetsbei BankenüberdasMarke- tinghinauseinenStellenwert? Haslhofer: Die konkrete Motivation kann ich nicht beurteilen. Aber im Jahr 2022 haben 300.000 in Österreich ansässige Personen bei den registrierten Exchanges Kryptowerte gehalten. Inklusive ausländi- scher Börsen und Zuwächse kann man zwischen 600.000 und einer MillionMen- schen annehmen. Das ist auch für die tra- ditionellen Finanzinstitute ein Markt, auf demman mitmachen muss. EinHoffnungsmarktsindStablecoins,diean eine „echte“ Währung gebunden sind und Finanztransaktionen erleichtern können. Visa, Mastercard oder J.P. Morgan arbeiten damit.WosehenSiedaÖsterreichsBanken? Haslhofer: Stablecoins sind imDeFi-Bereich GHU]HLW GHljQLWLY GDV 7KHPD 1XPPHU HLQV Die Anwendungsfälle explodieren. Man hat nicht die Volatilität wie bei klassischen Kryptowährungen. Undman realisiert mit Stablecoins erstmals eines der Ursprungs- ziele von Kryptowährungen, nämlich dass man damit bezahlen kann. Wie „stable“ sindStablecoinswirklich? Stefan Kitzler: Im großen Ganzen recht stable. Es gab zwar den Zusammenbruch GHU 7HUUD /XQD %ORFNFKDLQ GLH HLQHQ Stablecoin mit nicht nachhaltigen Zinsen ausgegeben hat. Da war das Design man- gelhaft. Und es gibt Einzelevents wie 2023 den Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB), wo auch Einlagen von Stablecoin-Anbie- tern lagen. Die Stablecoin-Kurse haben sich nach diesem Einbruch aber schnell erholt. Die Verbindung zwischen den an den Dollar gebundenen Stablecoins und „Dann wird Finanz- kriminalität salonfähig “ » Das ist auch für die traditionellen Institute ein Markt, auf demman mitmachen muss. « Bernhard Haslhofer, CSH FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT FÜR FONDS PROFESSIONELL VERTRIEB & PRAXIS Bernhard Haslhofer + Stefan Kitzler | Complexity Science Hub | CSH 202 fondsprofessionell.at 3/2025
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