FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2025

Wir haben in unseren Portfolios eine solide Qualität mit einer gewissen Band- breite. Bei den 50 bis 60 Objekten, die wir in den vergangenen zwei Jahren verkauft haben, gab es keine einzige Transaktion unter der bestehenden Bewertung. Das heißt: Wir haben in unseremVerkaufspro- gramm kein Minus gemacht. Das zeigt, dass es amMarkt keine großen Abschläge gegeben hat, wenn die Immobilienqua- lität passt. Große Abschläge gab es nur bei schlechter Qualität, bei „Fire Sales“, also bei absoluten Notverkäufen, und bei Objekten mit völlig überhöhten Preisen. Auch in diesem Jahr gab es hohe Mittel- abflüsse bei den Immobilienfonds. Damit hatte die Branche wegen der sinkenden Zinsen nicht gerechnet. Offenbar fehlt das Vertrauen indieseAssetklasse.Was tunSie dagegen? In der Nullzinsphase waren die Fonds für konservative Anleger interessant. Nach der Zinswende haben sie sich alternativen Anlagen zugewandt, zumal die Immobi- lienfonds aufgrund der Bewertungsthe- men infolge der Zinsanstiege unattraktiv erschienen. Themen wie Signa und Co. haben das Vertrauen in die Immobilien- wirtschaft nicht unterstützt. Ich glaube aber nicht, dass es einen großen Ver- trauensverlust für das Produkt gibt. Die Rückabwicklung eines offenes Fonds rüttelt schonamAnlegervertrauen. Ich möchte das nicht kleinreden. Es ist in meinen Augen relativ banal: Die Anleger entscheiden sich für die zinsseitig attrakti- ver erscheinenden Angebote. Die jüngsten Zinssenkungen sind bei den Kunden noch nicht ganz angekommen, denn die Sparzinsen sind noch relativ hoch. Außer- dem kommt die Einführung der Rück- gabefrist in einem Umfeld, in dem sich die Immobilienfonds sowieso schwertun, zur Unzeit. Diese Faktoren haben nichts damit zu tun, dass die Fonds solide inves- tiert sind. Immobilien werden als „Betongold“ ver- kauft, mit dem man „kein Geld verliert“. Die Fakten sagen: Das geht doch. Ewiges Wachstum gibt es nicht. Die Abwertun- gen beweisen, dass Immobilienwerte dynamisch sind. Glauben Sie nicht, dass die Anleger darauf reagieren? Natürlich tun sie das, und ich streite nicht ab, dass es eine Vertrauenskrise gibt. Es spielen aber auch andere Faktoren hinein. Denn ich habe nie den Vorwurf gehört, dass wir die Immobilien nicht ordentlich managen. Ich meine aber nicht das Vertrauen in das Management, sondern in die Assetklasse Immobilie. Sie wird als krisen- und ver- lustsicher dargestellt, mit der man nichts falsch machen kann. Die Praxis zeigt, dass sogarwohnwirtschaftlichorientierteFonds trotz eines professionellen Managements Abschreibungenvornehmenmussten. Das sehe ich anders. In Österreich haben die Real Invest und wir einenWohnungs- schwerpunkt, und keiner von uns hatte in den vergangenen zwei, drei Jahren ein negatives Anlagejahr. Natürlich gibt es bei einzelnen Immobilien Abwertungen, vor allem im Gewerbeportfolio. Aber das Gesamtkonzept funktioniert, denn durch die hohe Cash-Ertragskraft überstehen die Portfolios solche Zeiten ohne Kapitalver- lust. Das haben wir bewiesen. Der Wohnimmobilienfonds von Union und ZBI musste ein drei Milliarden Euro großes, breit diversifiziertes Portfolio stark abwer- ten. Daswar für vieleeineSchock. Das überrascht mich nicht, das Portfolio ist relativ jung und wurde in der Boomzeit aufgebaut. Insofern kann der Fondsmana- ger nichts für die Abwertungen. Das liegt daran, dass der Großteil des Portfolios am Ende des Zyklus gekauft wurde. Deshalb hatten imVergleich dazu Fonds mit älteren » Das Gesamtkonzept funktioniert, denn durch die hohe Cash-Ertrags- kraft überstehen die Portfolios solche Zeiten ohne Kapitalverlust. « Mag. Peter Karl, Erste Immobilien FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT FÜR FONDS PROFESSIONELL SACHWERTE Mag. Peter Karl | Erste Immobilien KAG 150 fondsprofessionell.at 3/2025

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