FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025
Franzosen in den vergangenen Jahren ihre ESG-Bemühungen kräftig vermarktet, aber nie einenWiderspruch darin gesehen, auch Rüstungsinvestments zu tätigen. Bei Amundi können grundsätzlich auch ESG- Indizes Wa.enhersteller enthalten. Fast zehn Milliarden Euro seien über Amundi- Fonds in den Verteidigungs- und Luftfahrt- sektor investiert (geächtete Wa.en sind ausgeschlossen). Schwieriges Argument Man habe sogar „die Verantwortung, Strategien zu entwickeln, die es Anlegern ermöglichen, strategische Initiativen in Euro- pa zu nanzieren“, formuliert es Fannie Wurtz, Leiterin des Bereichs Distribution &Wealth Division, ETF & Passive Business Line bei Amundi. „Unsere Kunden zeigen großes Interesse, sich an den Bemühungen zur Stärkung der europäischen Verteidi- gungsfähigkeiten zu beteiligen“, sagt sie. Wobei das Finanzierungsargument di.e- renziert betrachtet werden muss. Für die meisten Retailprodukte tri.t es nur sehr bedingt zu. Thales oder Airbus bekommen kein frisches Geld,wenn der Manager eines Publikumsfonds einem anderen Anleger die Aktien abkauft. Das ist höchstens der Fall, wenn der Fonds in Börsengänge, Kapi- talerhöhungen oder Anleihen am Primär- markt oder in Private Markets investiert. Am Ende ist der Ein uss der Retailfonds auf die Finanzierung des Sektors daher begrenzt. Für Anleger steht wohl eher im Vordergrund, dass die Rendite passt und diese aus Quellen stammt, mit denen sie persönlich gut leben können. Mit und ohne Dass die Anleger die Herkunft der Ren- dite beschäftigt, lässt Florent Gri.on,Nach- haltigkeitsspezialist bei Degroof Petercam (DPAM), anklingen. Mögliche Änderun- gen der Ausschlusskriterien in der hauseige- nen „DPAM Controversial Activity Policy“ sorgen für viele Anfragen.Die Policy werde nicht geändert, stellt Gri.on klar. DPAM hält eine Zweiteilung ein: Keine Rüstung gibt es in ausgewiesenen ESG- oder Nach- haltigkeitsfonds, in Mainstream-Produkten hingegen schon (umstrittene Wa.en sind auch hier exkludiert). Zudem ist ein eige- ner Sicherheitsfonds in Arbeit (siehe Seite 72). „Wir glauben, dass wir erst am Anfang der Diskussion stehen und dass das Interes- se von Land zu Land unterschiedlich sein wird“, so Gri.on. Der richtige Weg sei „für Investoren als auch für Vermögensverwalter sehr individuell“. Für eine strikte Trennung von Nach- haltigkeit und Verteidigung plädiert auch Henrik Pontzen, Chief Sustainability O cer bei Union Investment. In den nach- haltigen Publikumsfonds des Asset Mana- gers seien Aktien und Anleihen von Unter- nehmen mit einem wesentlichen Umsatz- anteil aus Rüstungsgütern ausgeschlossen. „Der Grund ist, dass wir mit unseren nach- haltigen Investitionen wesentliche negative Auswirkungen konsequent vermeiden möchten – und das ist bei Wa.en unserer Meinung nach kaum möglich“, erklärt Pontzen. „Wa.en sind für uns daher zwar in vielen Fällen notwendig, aber sie sind nicht nachhaltig.“ Aufschrei Ob Rüstung in nachhaltigen Fonds tabu ist, wurde in den vergangenen Wochen hitzig debattiert. Mehrere Fondsanbieter haben ihre Anlagerichtlinien angepasst. So ö.nete Allianz Global Investors (AGI) Artikel-8-Fonds (Fonds, die nach EU-O.en- legungsverordnung Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen) für gewisse Rüstungswer- te. Es darf etwa in Unternehmen investiert werden, die ihre Umsätze komplett mit militärischer Ausrüstung oder Dienstleis- tungen erzielen.Nuklearwa.eninvestments sind erlaubt, wenn sie die Kriterien des Atomwa.ensperrvertrags erfüllen. Ähnlich war es bei der DWS im April. Bei einigen Artikel-8-Fonds fällt die Rüs- tungsgüterumsatzgrenze von zehn Prozent. Fannie Wurtz, Amundi: „Kunden zeigen großes Interesse, sich an der Stärkung der europäischen Verteidigungsfähigkeiten zu beteiligen.“ Henrik Pontzen, Union Investment: „Waffen sind für uns zwar in vielen Fällen notwendig, aber sie sind nicht nachhaltig.“ » Wir glauben, dass wir erst am Anfang der Diskussion stehen. « Florent Griffon, DPAM fondsprofessionell.at 2/2025 77 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH | AMUNDI, AXEL GAUBE | UNION INVESTMENT
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