FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025

den auch künftig an den Kriterien der KIM-Verordnung festhalten oder diese zumindest als interne Orientierung im Rahmen ihrer Kreditvergaberichtlinien bei- behalten.“ In der Branche geht man unter- dessen davon aus, dass sich die Banken für herausragende Kredite – also Finanzierun- gen mit hohem Einkommen, aber gerin- gen Eigenmitteln bis hin zu Voll nanzie- rungen – ö nen werden, auch wenn sie nicht ins enge FMA-Korsett passen. „Für junge Menschen und junge Familien stellt die Finanzierung jedoch eine Herausforde- rung dar. Hier sehe ich Handlungsbedarf seitens der Regierung“, so Meixner. Gemischte Gefühle Mit Blick auf die wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen besteht grundsätzlich das Risiko, dass sich der Auf- wärtstrend des Immobilienmarktes wieder abschwächt. Insbesondere die anhaltende In ationsdynamik, die sich jederzeit auf das Zinsumfeld und schließlich auf die Investi- tionsbereitschaft auswirken kann, geben Anlass zur Vorsicht. „Die globalen Krisen haben größere E ekte auf Kaufentschei- dungen als das Auslaufen der KIM-Ver- ordnung“, meint Simon. Sicher ist, dass Finanzierungen in der ak- tuellen makroökonomischen, wirtschafts- politischen und aufsichtsrechtlichen Ge- mengelage ein komplexes Thema bleiben. „Wir schätzen den Beratungsbedarf der Kunden als weiter steigend ein, und typi- sche, standardisierte Bankangebote werden uns nur mehr in Einzelfällen helfen“, so Karner. Langfristig komme man nur mit Multibanklösungen und Lösungskom- petenz im Einzelfall weiter. Und um keine Risiken einzugehen, emp ehlt Kirchmair „eine langfristige Fixzinsbindung als verläss- liche Absicherung“. Die Preiskorrektur tut gut Positiv wird in der Branche jedenfalls der Umstand gesehen, dass die starke Überhit- zung des Wohnimmobilienmarktes, gemes- sen am Unterschied zwischen den Funda- mental- und den Realpreisen, zumindest etwas nachgelassen hat. Das geht aus dem OeNB-Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien hervor.Demzufolge sind Immobilien in Wien und ganz Österreich unter Berücksichtigung der Einkommens- entwicklung real so günstig wie seit fünf Jahren nicht mehr.Dazu passt die Lagemel- dung von Alexander Meixner: „Man merkt eine kleine, aber nachhaltige Aufbruch- stimmung.Wichtig ist den Kreditnehmern, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis passt.“ ALEXANDER ENDLWEBER FP » Die Krisen haben grö- ßere Effekte auf Kauf- entscheidungen als das Auslaufen der KIM-V. « Gerald Simon, simonfinance.com Spezielle Angebote für Senioren Viele Ruheständler wollen ihr Immobilienvermögen liquide machen, ohne jedoch das Haus oder die Eigen- tumswohnung zu verkaufen. Dafür gibt es Lösungen wie zum Beispiel die Leib- rente (Immobilienverrentung) oder den Teilverkauf, also Kapital und einWohnrecht gegen die Abtretung der Immobilie. Wer das nicht möchte, hat durch eine Novelle des Hypothekar- und Immobilienkredit- gesetzes (HIKrG) eine Alternative. Seit Mai 2023 ist das Vorhandensein ausreichender Sicherheiten die maßgebliche Entscheidungsgrundlage für die Kreditbewilligung, daher bekommen Senioren wieder leichter Kredite. Früher war das Endalter am Ende der Kreditlaufzeit häufig eine unüber- windbare Hürde, und zwar durch das HIKrG selbst, das es seit 2016 gibt. Mehr als 1,8 Millionen Ein- wohner in Österreich sind 65 Jahre und älter. Mehr als die Hälfte verfügt über Immobilieneigentum. Falls sie damit Kapital freisetzen wollen, gibt es spezielle Angebote der Banken. Es handelt sich um klassi- sche hypothekarisch besicherte Kredite, die zwar der Höhe nach und in der Regel auf 50 Prozent des Immobilienwerts begrenzt sind, aber bei Zins, Tilgung und Laufzeit relativ flexibel abgeschlos- sen werden können. In vielen Fällen endet der Kredit nicht unmittelbar mit dem Tod des Kredit- nehmers, hier geht das Darlehen mitsamt der Immobilie in die Erbmasse über. Viele Senioren kennen diese Finanzie- rungsmöglichkeiten nicht, und selbst innerhalb der Kreditvermittlungsbranche ist das Thema bis- lang wenig präsent. Um dem entgegenzuwirken, startete die Finanzierungsplattform Infina zu Jah- resbeginn eine Initiative. Laut Geschäftsführer Christoph Kirchmair kooperieren derzeit über 100 Partner mit der Plattform. Er sieht großes Poten- zial, denn derzeit entfallen laut seiner Schätzung lediglich rund fünf Prozent des Kreditneugeschäfts auf seniorenspezifische Finanzierungsangebote, obwohl der tatsächliche Bedarf deutlich höher sein dürfte. Viele Pensionisten benötigen etwa für Sanierungsmaßnahmen, altersgerechte Umbauten oder zur finanziellen Unterstützung ihrer Familie unkomplizierten Zugang zu Liquidität. fondsprofessionell.at 2/2025 237 FOTO: © GERALD SIMON I SIMON FINANCE

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