FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025
seitig sieht er die Verordnung für die Kre- ditvergabestandards (kurz KIM-Verordnung) und die Eigenmittelanforderungen als Bremsklotz. Er glaubt aber auch, dass Fak- toren wie die hohe In ation, der damit ver- bundene Kaufkraftverlust und die Sorge um Arbeit und Sicherheit Interessenten vorsichtig agieren lassen. „Die Käufer sind eher bereit, entweder Eigenkapital einzuset- zen oder dieses Kapital im privaten Umfeld zu bescha en“, so Simon. Das deckt sich mit einer Un- tersuchung der Plattform will- haben.at , die ergab, dass Immo- bilienkäufer in erster Linie ihr Erspartes investieren. Nur 57 Prozent sagten, dass das Kapital für die Anscha ung auch von einem Kredit kommt. Mit Argusaugen Die KIM-Verordnung ist, ob- wohl sie am 30. Juni 2025 aus- läuft, weiterhin ein Dreh- und Angelpunkt. Denn das Kredit- geschäft bleibt unter der stren- gen Beobachtung der Finanz- marktaufsicht (FMA). Aus gu- tem Grund: Das Volumen der bestehen- den gewerblichen und privaten Immobi- lienkredite belief sich Ende 2024 auf 263 Milliarden Euro. Dies entsprach einem Drittel aller von österreichischen Banken vergebenen Kredite. „Immobilien nanzie- rungen in Österreich stellen somit allein aufgrund ihres Volumens ein potenzielles Systemrisiko dar“, meint die FMA. Erfreulicherweise gibt es im Wohnbau- sektor relativ wenige notleidende Kredite (Non-Performing Loans,NPLs).Der Anteil betrug Ende 2024 „nur“ 1,4 Prozent, wäh- rend sich die NPL-Quote bei Gewerbe- immobilien binnen einem Jahr auf fünf Prozent mehr als verdreifacht hat. Die Sta- bilität der Wohnkredite führen die FMA und das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) insbesondere auf die KIM-Ver- ordnung zurück. Außerdem seien der Fun- damentalpreisindikator für Wohnimmo- bilien und der Preis-Miet-Index weiterhin rückläu g und befänden sich nicht mehr im kritischen Bereich, hielt das FMSG Ende Februar fest. Risikobewertung Die Aufsichtsgremien rücken von ihrer kritischen Haltung nicht ab. Generell sol- len Entwicklungen am Immobilienmarkt in der Einschätzung zyklischer Risiken künftig ein höheres Gewicht haben als bis- her. Die FMA geht jedenfalls davon aus, dass die Krise der Bau- und Immobilien- wirtschaft noch einige Zeit andauern und auch in den Bilanzen der Finanzdienstleis- ter Spuren hinterlassen wird. „Zahlreiche Pleiten von Immobilienentwicklern zeigen, dass manche Geschäftsmodelle nur in der Niedrigzinsphase nachhaltig erscheinen konnten“, schreibt der FMA- Vorstand im Jahresbericht 2024. Deshalb will die Aufsicht im Sinne der KIM-Verordnung „weiter auf eine nachhaltige Kreditvergabe“ achten. „Die übermäßig gestiegenen Preise für Wohnimmobilien dürfen nicht eine übermäßige Ver- schuldung der Haushalte und daraus resultierende negative Auswirkungen auf dem Finanz- markt verursachen“, begründet die FMA ihre vorsichtige Hal- tung. Sie kündigte an, mit den „Mitteln der mikroprudenziel- len Aufsicht“ für eine solide Kreditvergabe zu sorgen. Christoph Kirchmair, Infina: „Die Jahre 2023 und 2024 waren richtungsweisend. Es hat sich die Spreu vomWeizen getrennt.“ Martin Hauer, RLB NÖ-Wien: „Gesunkene Zinsen und gestiegene Realeinkommen führen zu einer leichten Entspannung bei der Leistbarkeit.“ Hohe Systemrelevanz Private Wohnbaukredite sind aktuell 129 Milliarden Euro groß. Ein Sechstel aller Bankkredite entfällt auf Wohnbaudarlehen für Privat- personen. 1 inklusiveKreditemitUrsprungs-bzw.RestlaufzeitbiszueinemJahr | 2 KreditemitZinsbindung Quelle:OeNB 0 30.000 60.000 90.000 120.000 150.000 ’25I 2024 I 2023 I 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I Variabel 1 Gebunden 2 Gesamtmarkt Mio. Euro. fondsprofessionell.at 2/2025 235 FOTO: © MARKUS BACHER | INFINA, EVA KELETY | RLB NÖ-WIEN
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