FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025

keine Lösung, außer dass die US-Admi- nistration Dinge wieder zurücknimmt. Irgendwie wird sie mit den Handelspart- nern ins Gespräch kommen müssen. Die- ses halbstarke Verhalten ist befremdlich, dass man sich vor ein Publikum stellt und andere Nationen herabwürdigt. Es ist weni- ger ärgerlich als verblüffend, wie schnell eine Person so radikal vorgehen kann. Trump hat imWahlkampf nie seine Pläne verhehlt. Hat die US-Investmentindustrie – oder vielleicht auch die globale – zu wenig laut Position gegen Trump bezogen? Ich glaube, dass ein solcher Protest wenig bewirkt hätte. Wahrscheinlich hätte Kritik aus der Finanzwelt Trump sogar eher ge- nutzt. Er betreibt ja eine Anti-Establish- ment-Politik. Vermögensverwalter ziehen Kapital aus demUS-Anleihenmarkt ab. Aber auch beim US-Aktienmarkt gibt es Vorbehalte. Haben Sie in Ihrer KAG eine neue US-Strategie? Wir haben uns in der Erste Asset Manage- ment ein bisschen defensiver aufgestellt, Risiko abgebaut, zum Beispiel High-Yield- Anleihen leicht reduziert. Das ist keine grundsätzliche Umstellung.Wir sind schon vorsichtiger in das Jahr hineingegangen. Das hat sich ausgezahlt. Wir haben aber kaum US-Treasury-Positionen; US-Staats- anleihen sind bei uns unterrepräsentiert. Und in den spezifischen Portfolios? Natürlich merkt man das in den US-Pro- dukten und in den Dollar-Fonds. In unse- ren global diversi zierenden Fonds spielt das Land eine geringere Rolle als zuvor. In den Aktienmärkten haben wir eine stärke- re Fokussierung auf Europa und andere Länder. Man kann aber sicher nicht kom- plett aus den USA aussteigen. Es ist mit Abstand der größte Aktienmarkt. Man muss auch sagen, dass einzelne Titel güns- tiger geworden sind. Wenn man sich zu- rückzieht, hat man nichts von einer Gegen- bewegung. Der US-Aktienmarkt hat ein- fach sehr gut performende Titel geboten. Die Magni cent Seven hatten in den ver- gangenen Jahren eine enorme Rallye. Und noch ist nicht alles kaputt, das muss man auch sagen. Bis jetzt ist es vor allem ein gro- ßer Vertrauensverlust. Und wenn der größer wird? Wir beobachten jeden Schritt; ein Handels- deal wäre positiv. Aber es darf nicht pas- sieren, dass der Präsident den Notenbank- chef infrage stellt. Kommt es zu einem Umbau, wo ein Regulativ aus dem Markt genommen wird, dann haben wir wahr- scheinlich einen stärkeren Rückzug aus den USA. Wie wird das Jahr 2025 für die Märkte? Das wirtschaftliche Umfeld ist nicht groß- artig. Wenn sich die deutsche Wirtschaft erholt, würde das zwar nicht alle Probleme lösen, aber es würde der österreichischen Wirtschaft und auch Europa helfen. Im globalen System ist mehr Stabilität nötig. Wenn sich die Situation in den USA beru- higt, bin ich relativ positiv. Denn was man schon sieht: Es ist viel Liquidität da. Die wartet in den Startlöchern. Wir hatten an den Aktienmärkten Rückgänge mit Spit- zen von 20 Prozent. Das ist eine relativ normale Korrektur, wenn man die starke Rallye imHerbst und Winter bedenkt. Die Korrektur sieht nur dramatisch aus, weil es so schnell runtergegangen ist. Wie verhalten sich eigentlich Ihre institutio- nellen Kunden momentan? Wir sehen bei uns eher eine steigende Nachfrage. Es geht jetzt niemand mit aggressiven Portfolios rein, die Handbremse ist leicht angezogen. Aber die Kunden sind bereit. Die EU hat vor Kurzem mit der neuen ELTIF-Regelung den Zugang für Kleinanle- ger zu langfristigen, illiquideren Investitio- nen verbessert. Sieht man bald einen ELTIF der Erste AM? » Wahrscheinlich hätte Kritik aus der Finanzwelt Trump sogar eher genutzt. « Heinz Bednar, Erste Asset Management FOTO: © GÜNTER MENZL BANK & FONDS Heinz Bednar | Erste Asset Management 232 fondsprofessionell.at 2/2025

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