FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025

nungskreis rechnen. Und die Schätzungen gehen in die Richtung, dass die Kosten für die verbleibenden Unternehmen auf vier bis fünf Prozent steigen werden.Und wenn WPDLU – bei denen der Deckungsbeitrag ja relativ gering ist, weil 85 bis 90 Prozent des Umsatzes weitergegeben werden – vier bis fünf Prozent des Umsatzes direkt an die FMA abliefern müssen, dann gehe ich davon aus, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen zusperren müssen.Das ist es auch, was wir gegenüber der FMA und gegenüber der Politik kommunizieren. Und ich stelle fest, dass das jetzt bei allen erst langsam ankommt, weil man das Thema in der Politik und in der Aufsicht unterschätzt hat. Wieso wurde das Thema nicht frühzeitig ernst genommen? Dolzer: Alle haben auf eine einfache Lösung gehofft, die es aber ganz offensicht- lich nicht gibt. Die Uhr tickt da wirklich gewaltig. Und das Thema ist, dass irgend- woher Geld kommen muss, damit dieser Verlust ausgeglichen wird. Jetzt gibt es mehrere Ansatzpunkte: Die Unternehmen, die nicht mehr einzahlen wollen, könnten weiter einzahlen. Die sagen aber nein, weil da geht es bei ihnen natürlich auch um viel Geld. Oder andere Normunterwor- fene wie Banken und Versicherungen müssten entsprechend mehr zahlen. Das wollen diese verständlicherweise auch nicht. Dann bleibt nur noch der Bund. Wenn man sich jetzt aber das Regierungs- programm anschaut, zeigt sich, dass die Begeisterung dort auch nicht besonders groß ist, jetzt bewusst irgendwo mehr Geld auszugeben. Die Zahlungen des Bundes haben sich doch seit Jahren oder Jahrzehnten nicht ver- ändert … Sadjadian: Ja, es gab drei Steigerungen – von vier auf fünf und jetzt auf 5,1 Millio- nen Euro. Am Anfang, als die FMA-Kosten eingeführt worden sind, waren es rund 30 Prozent der Kosten, die vom Bund getra- gen wurden, jetzt sind es zirka fünf Pro- zent, was bei Kosten von über 80 Millio- nen Euro nicht sehr viel ist. Dolzer: Problematisch ist zudem, dass ande- re Rechnungskreise wie Versicherungen, und Banken einen Kostendeckel haben, wir haben den als Einzige nicht. Und jetzt gibt es Gerüchte oder Stimmen, die sagen, die Erhöhungen des Bundes hat es deshalb gegeben, damit sie die Kostendeckel in den anderen Rechnungskreisen halten – und wir pro tieren davon gar nicht.Da braucht man unbedingt eine Lösung, die die Be- lastung zwischen den Unternehmen fair verteilt. Sadjadian: Wenn man sich zum Beispiel die Pensionskassen ansieht, da geht es sich immer ganz genau mit einer Million Euro aus. Wenn man das verwaltete Volumen der Pensionskassen mit jenem der Wert- papier rmen vergleicht, dann zeigt sich hier aber eine deutliche Diskrepanz. Zu- dem sind die Subrechnungskreise nicht offen, man kann diese auch nicht wirklich einsehen. Also das ist schon so ein bisschen eine Blackbox. Dolzer: Wir wünschen uns jedenfalls glei- che Regeln für alle. Wir brauchen eine ganz sichere Lösung, sonst droht der Bran- che die Gefahr eines Zusammenbruchs. Und das kann und darf nicht im Sinne einer Finanzmarktaufsicht sein, schließlich hat diese für Stabilität am Finanzmarkt zu sorgen.Da sehe ich die FMA absolut in der Verantwortung. Danke für das Gespräch. GEORG PANKL FP KURZ-VITA: Helya Sadjadian ist neue Geschäftsführerin des Fachverbands Finanzdienst- leister der Wirtschaftskammer Österreich und der Fach- gruppe Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Wien. Sie ist studierte Juristin und machte nach dem Studium zusätzlich ihren Master in Bank- und Kapitalmarktrecht im internationalen Kontext an der Donau-Universität Krems. Vor ihrem Wechsel war Sadjadian bei der Wüstenrot-Gruppe und davor bei der Bank99 tätig. » Also das ist schon so ein bisschen eine Blackbox. « Helya Sadjadian, FV Finanzdienst- leister Wirtschaftskammer FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT fondsprofessionell.at 2/2025 193

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