FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025

Vergangenheit nach IDD und Mi d aus Brüssel Signale für eine Überarbeitung in Bereichen, in denen überreguliert wurde – viel ist da allerdings nicht passiert. Aber jetzt gibt es schon klare Signale, dass das wirklich ernst gemeint ist und dass man versucht, bestimmte Verp ichtungen zu- rückzunehmen. Gibt es schon konkrete Beispiele? Anfang des Jahres gab es die Hoffnung, dass die FIDA-Verordnung vielleicht nicht kommt, das hat sich dann jedoch nicht bestätigt. Dolzer: Ja, aber soweit ich weiß, hat die Verordnung zumindest nicht mehr oberste Priorität. Und wie sieht es im Bereich der Retail Investment Strategy und beim Thema Provisionsverbot aus? Dolzer: Etwas wirklich Handfestes gibt es da auch noch nicht. Aber in Bezug auf die Retail Investment Strategy kamen zumin- dest Signale, dass das Provisionsverbot jetzt doch nicht so dramatisch kommen wird, wie es anfangs von Frau McGuinness an- gedacht wurde. Insgesamt muss man aber positiv hervorheben – und das ist auch das Feedback von Kollegen aus anderen Län- dern –, dass es das erste Mal ist, dass in der EU-Kommission von Deregulierung ge- sprochen wird. Gibt es vom Fachverband oder von ande- ren Interessenvertretungen in Europa bereits Vorschläge für die Überarbeitung gewisser Themenbereiche, um diese dann auf EU-Ebene zu präsentieren? Dolzer: Ja, gemeinsammit anderen europäi- schen Interessenvertretungen haben wir schon festgelegt, dass wir konkret an Vor- schlägen arbeiten und uns da koordinieren. Intern wird jetzt bei uns aber auch disku- tiert, wie rasch man das macht oder wie lange man wartet. Denn natürlich ist das auch für die Betriebe – das ist die Krux an der Geschichte – wieder eine Herausforde- rung, wenn wir gerade neue Regelungen implementiert haben und dann sagen, jetzt ist wieder alles anders. Das müssen wir auch bedenken, es geht also darum, Dinge zu vereinfachen, die auch für die Betriebe einfach umzusetzen wären. Sollte es tatsächlich zu einer deutlichen Entbürokratisierung kommen, würde dies am Ende auch den Beruf des Vermögens- beraters für Neueinsteiger wieder inter- essanter machen. Der Bedarf wäre schließlich vorhanden … Dolzer: Das ist ganz sicher ein Thema. Es ziehen sich zum einen die Banken mit ihren Filialen immer mehr aus der Fläche zurück, und zum anderen wird das The- ma Altersvorsorge immer wichtiger. Das Potenzial für Vermögensberater ist also sehr groß. Dieses Szenario sollten wir viel- leicht auch als Fachverband stärker trans- portieren. Ein Thema, das für die Wertpapierfirmen und somit für die ganze Branche Zündstoff birgt, sind die FMA-Kosten. Diese könnten nun noch einmal empfindlich steigen, soll- ten die Zahlungen der Drittportfoliover- walter ausbleiben. Zu dieser Situation ge- führt hat ein VwGH-Urteil aus dem Jahr 2023. Wie schätzen Sie hier die aktuelle Lage ein? Dolzer: Das ist ein absolutes Damokles- schwert für die Branche und könnte regel- recht zu einem Supergau führen.Wir sind an diesem Thema dran und versuchen alles zu unternehmen, damit es nicht dazu kommt. Sollten die Drittportfolioverwalter wegfallen, dann müssen wir mit 25 Pro- zent weniger Beiträgen für den Rech- » Da sehe ich die FMA absolut in der Verantwortung. « Hannes Dolzer, FV Finanzdienst- leister Wirtschaftskammer KURZ-VITA: Hannes Dolzer ist seit 2015 Obmann der Finanzdienstleister. Der studierte Betriebswirt ist Inhaber und Geschäftsführer des Beratungs- unternehmens ProVideaS. Er ist Gewerblicher Vermögens- berater, Unternehmensberater, Versicherungsmakler und FMA-konzessioniert als Wertpapierdienstleistungsunter- nehmen. Zudem unterrichtet Dolzer als Universitätslektor an der Karl-Franzens-Universität Graz und ist gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Vermögensberatung. FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT VERTRIEB & PRAXIS Helya Sadjadian + Hannes Dolzer | FV Finanzdienstleister Wirtschaftskammer 192 fondsprofessionell.at 2/2025

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