FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025
Steuer qualen Österreichische Lebensversicherungskunden von HDI oder Gothaer müssen sich mit Doppelbesteuerungsthemen herumschlagen. L ebensversicherungen sind eine Art „Rudi-Sorglos-Variante“ in der Finanz- vorsorge. Wer eine abschließt, geht nicht davon aus, dass er später seinem Geld bei einem ausländischen Fiskus nachjagen muss. Genau das passiert österreichischen Kunden nun wiederholt. 2022 zog sich die deutsche Gothaer aus dem österreichischen Lebensversicherungs- geschäft zurück. Die Austro-Polizzen wur- den rückwirkend zum 1.1.2021 auf die deutsche Mylife Lebensversicherung über- tragen – für die Kunden zu „unveränder- ten Konditionen“, wie es damals hieß. Das stimmt so nicht. Denn bald merkten die Kunden, wenn ein Vertrag ausläuft oder man ihn kündigt, verlangt plötzlich das deutsche Finanzamt 25 Prozent Kapital- ertragsteuer (KESt) plus 5,5 Prozent Solida- ritätszuschlag auf den KESt-Betrag. Das kommt für Österreicher recht überra- schend. Schließlich haben sie während der gesamten Laufzeit bereits bei der Einzah- lung vier Prozent Versicherungssteuer abge- führt, womit nach hiesigem Recht der Vertrag eigentlich endbesteuert wäre (Aus- nahmen gibt es etwa bei Verrentung, wo nach einer gewissen Zeit Einkommen- steuern anfallen können). Österreichische Versicherte müssten sich die unfreiwillige Abgabe mit einem Antrag beimBerliner Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) zurückholen. Viele werden das wohl bleiben lassen, vor allem dort, wo es um kleinere Beträge geht, vermutet ein Berater, der sich bei der Redaktion meldete. „Die deutsche Finanz wird der Gewinner bleiben, denn die Kunden wissen nicht, wie vorzugehen ist, oder scheitern an den bürokratischen Hürden“, berichtet der Ver- mittler aus Erfahrung. Kunden ratlos Ein Problem sei, dass die neue Versiche- rung Mylife in Schnittstellenfragen (Ver- steuerung Österreich-Deutschland, was ist wo zu beachten oder zu melden?) den Kunden nicht wirklich imDetail weiterhel- fe. In Deutschland hat sich die Abgabenre- gelung verschieden lang laufender Verträge in den letzten Jahren geändert.Wer was ge- nau wann abführen muss, ist nicht immer einfach. Eine Auskunft, die er von Mylife erhalten habe, habe ihn nicht ganz über- zeugt, sagte der betro ene Vermittler.Myli- fe antwortete, man weise die Kunden auf die Rückerstattungsmöglichkeit beim BZSt hin. Will man als Kunde auf Nummer sicher gehen,müsste man wohl einen Steuerbera- ter engagieren, dessen Honorar aber die Rendite aus dem Produkt annagt. Wer den Rückerstattungsantrag – eigen- ständig oder mit Hilfe – erledigt hat, braucht schlussendlich Geduld, bis er sein Geld sieht: Es sind Wartezeiten von einein- halb bis zwei Jahren einzukalkulieren. Mylife hat nur rund 14.000 österreichi- sche Gothaer-Verträge übernommen. Mitt- » Die deutsche Finanz wird der Gewinner bleiben. « Vermittler mit betroffenen Kunden Wiederholt müssen sich Versiche- rungsnehmer in Österreich mit Kapitalertragsteuern in Deutschland herumschlagen. FONDS & VERSICHERUNG Steuer 180 fondsprofessionell.at 2/2025 FOTO: © DRAZEN | STOCK.ADOBE.COM
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=