FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025
Hingsammer: Große Immobilien rmen wie wir müssen sich in Zeiten wie diesen weg von der Projektentwicklung und hin zu einem Investmentunternehmen entwickeln. Damit gehen eine Optimierung des Ge- schäftsmodells und eine strenge Liquidi- tätsplanung einher. Der Wohnungsbau gehört zu Ihrem Kern- geschäft. Wie gehen Sie mit der Krise in diesemMarkt um? Soravia: Es besteht eine Wohnungsknapp- heit, deshalb werden die Preise in nächster Zeit weiter steigen. 2025 werden in Wien nur halb so viele Wohnungen fertiggestellt wie 2022. Außerdem gibt es zurzeit keine neuen Baugenehmigungen.Bis dieser Rück- stand aufgeholt ist, dauert es einige Jahre. Außerdem erfolgen notwendige Flächen- widmungen nicht, weil sich die öffentliche Hand die Infrastruktur nicht leisten kann. Der Staat muss handeln, wobei er das Wohnproblem lösen könnte, wenn er zu- mindest einmalig auf die Grunderwerbsteu- er, die Grundbuchgebühren und die Mehr- wertsteuer verzichtet. Mit der Streichung der VPI-Anpassung bei denWohnungsmie- ten wurden fünf Milliarden Euro vernich- tet. Unter diesen Umständen ist es logisch, dass die Investitionslust verloren geht. Wohin werden sich die Immobilienwerte entwickeln? Wenn man den Researchern glauben darf, dann gehen sie, wenn auch nicht überall gleich schnell, wieder Stück für Stück nach oben. Soravia: Bei den Preisen haben wir die Tal- sohle erreicht. Ich glaube aber nicht, dass sich der Investitionsmarkt so schnell erholt. Speziell im Segment der größeren Volumi- na sind die Renditeerwartungen der Inves- toren zu hoch. Von einer Normalität des Marktes werden wir nicht vor dem Jahr 2026, eventuell erst 2027 sprechen. Sind denn die Investoren in erster Linie renditeorientiert oder sind sie auch risiko- avers? Soravia: Die Käufer wollen einfach eine ver- nünftige Rendite haben. Das Charmante am Immobilienmarkt ist, dass wir trotz Digitalisierung nicht substituierbar sind. Wir sind aber aufgrund der Digitalisierung optimierbar, und das nde ich sehr gut. Dass durch das Homeoffice weniger Büros und durch Airbnb weniger Hotels benötigt werden könnten, bereitet Ihnen keine Sorgen? Soravia: Die Immobilie selbst ist nicht sub- stituierbar. Soravia ist in vier Geschäftsfel- dern tätig, und bei keinem habe ich Angst vor der Zukunft. In jedem Geschäftsfeld blicke ich mit viel Zuversicht auf ein hohes Potenzial, wenn man es ordentlich macht. Die IFA bietet Investoren einerseits Bauher- renmodelle und andererseits Anleihen an. Suggeriert die Anleihe nicht fälschlicher- weise eine Liquidität, die das illiquide Asset Immobilie gar nicht hat?Wie gehen Sie mit diesem Problem um? Hingsammer: Dieses Thema kann man mit einem sehr guten Liquiditätsmanagement bewältigen. Anleihen sind vielleicht nicht immer das richtige Vehikel für eine Immo- bilien nanzierung, können aber situations- elastisch ein gutes Surrogat sein. Dennoch wollen wir zukünftig von den Anleihen weg und hin zu Eigenkapital- und fonds- ähnlichen Produkten gehen. I hre aktuelle Anleihe hat einen 6,5-Prozent- Fixzins-Kupon. Warum sollen Investoren ein Bauherrenmodell zeichnen, das gerin- gere Renditen bringt? KURZ-VITA: Erwin Soravia Erwin Soravia, Jahrgang 1967, ist Mehrheitsgesellschafter und CEO der Soravia Group. Die 1978 gegründete IFA AG gehört seit 2008 zum Konzern, dessen Geschichte ins Jahr 1885 zurückreicht. Der studierte Betriebswirt führt das Immobilienkonglomerat, in dem rund 4.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, in der sechsten Generation. » Das Charmante am Immobilienmarkt ist, dass wir trotz Digitalisierung nicht substituierbar sind. « Erwin Soravia, Soravia Group FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT fondsprofessionell.at 2/2025 159
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