FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2025
Soravia: Selbstverständlich verstehe ich das, und als ordentlicher Marktteilnehmer ha- ben wir uns Bestes geben. Es tut mir per- sönlich leid, dass Anleger Geld verlieren. Immobilieninvestments können auch, wie die Praxis zeigt, nicht funktionieren, wenn die Objekte voll vermietet sind oder die Flächen eigentlich dringend benötigt wer- denwie imWohnbereich. Trotzdemsind die Investoren und Banken unentspannt. Wie ist das möglich? Hingsammer: Wir sehen eine toxische Gemengelage. Auf der einen Seite ist die Wohnungsnachfrage groß, aber auf der anderen Seite sind die Baukosten hoch, und das hat mit den raschen Zinserhöhun- gen ab dem Sommer 2022 die Investment- nachfrage reduziert. Soravia: Dass der Immobilienmarkt leidet, ist nicht verwunderlich. Denn auch die soliden und besten Bauträger konnten nach den Zinserhöhungen ihre Projekte nicht mehr verkaufen. Sie mussten ihre Liquidität und die Reserven anfassen, wäh- rend die Banken kein Geld mehr gegeben haben. Dieses Modell kippt, wenn die Mittel aufgebraucht sind. So sind die vielen Insolvenzen zu erklären. Daher ist es für uns wichtig, dass wir breit aufgestellt sind. Das klingt so, als würden die Banken den Stecker ziehen. Soravia: Obwohl die Wohnungsvermietung so gut wie noch nie läuft, ndet man nur schwer Käufer. Und wenn es keine Eigen- mittel mehr gibt und die Zinsen nicht mehr bezahlt werden können, zieht die Bank den Stecker. Wir mussten ein gut vermietetes Projekt in den Bestand neh- men, weil es der Vertrieb nicht platzieren hätte können. Wir können uns das zum Glück leisten. Warum funktioniert trotz guter Vermietung der Immobilienverkauf nicht? Soravia: Durch die Zinserhöhung sind die Renditeerwartungen im Wohnbereich in Österreich noch immer zu hoch. Umge- kehrt haben die Bauträger das Problem, dass sie ihre Objekte nicht zu vernünftigen Renditen verkaufen können. Hingsammer: Die Conclusio ist, dass das Geschäftsmodell nicht mehr so funktio- niert, wie es früher funktioniert hat, und wir uns alle neu er nden müssen. Wie beurteilen Sie denn die gegenwärtige Finanzierungssituation? Bekommen Sie neue Finanzierungen? Soravia: Das ist eine gute Frage. Man muss unterscheiden: Bei Hotels und im High- end-Wohnungssegment ist die Situation gut, bei Wohnungen im mittleren Seg- ment sowie Büro- und Gewerbeimmobi- lien ist sie nicht so gut. Wir konnten kürz- lich wieder ein paar große Finanzierungen abschließen. Und als IFA haben wir eigent- lich nie ein Problem.Wir sind bei unseren Finanziers gern gesehen. Die IFA ist mit der Entwicklung von klas- sischen Wohnimmobilien groß geworden, in der Soravia Group haben Sie aber auch andere, mitunter außergewöhnliche Projek- te gemacht, die aufwendiger und teurer sind.Wie sieht Ihre Investmentstrategie für die Zukunft aus? Soravia: Das Wichtigste ist, dass man aus Krisen lernt.Wir haben unsere Hausaufga- ben gemacht und die Organisationsstruk- tur und die Kosten optimiert. Künftig fo- kussieren wir uns auf weniger Assetklassen. Es ist von der Komplexität her einfacher zu arbeiten, wenn man statt in sechs oder sieben nur in drei Assetklassen tätig ist. » Das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr so wie früher, und wir müssen uns alle neu erfinden. « Gunther Hingsammer, IFA AG VITA: Gunther Hingsammer Gunther Hingsammer, Jahrgang 1991, ist seit dem Jahr 2020 in der Soravia Group tätig und hier seit 2023 COO in der IFA AG. Zuvor war der studierte Betriebswirt und Immobilien- ökonom in der Immobilienfirma 6B47, bei Deloitte und im Raiffeisenverband Salzburg tätig. FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | MARLENE.AT SACHWERTE Erwin Soravia | Soravia Group + Gunther Hingsammer | IFA AG 158 fondsprofessionell.at 2/2025
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