FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
gehen wie Warren Buffett, der diesen Zeit- punkt meiner Ansicht nach verpasst hat. Woran machen Sie das fest? An der enorm hohen Kassehaltung, die er seit einiger Zeit in seinen Portfolios hält. Das ist nach meiner Beobachtung ein Zei- chen dafür, dass er nicht so richtig weiß, wohin mit dem vielen Geld. Ich wüsste durchaus, wo ich es hinpacken, wo ich investieren würde. Deshalb verlasse ich mich gern auf den eben angesprochenen Kontrollmechanismus der Performance- entwicklung. Außerdem habe ich meinen eigenen Lebensplan so gestaltet, dass ich nicht mehr unbedingt alles selbst machen muss. Und Ihr Plan sieht was genau vor? Ich habe mir zum Ziel gesetzt, jedes Jahr zehn Prozent weniger zu arbeiten, und werde versuchen, das auch über die kom- menden Jahre hinweg ernsthaft umzu- setzen. Da sind wir eigentlich wieder bei unserem anfänglichen Thema der Um- strukturierung von Acatis. Inwiefern? Ich habe meinem Team angeboten,mir zu signalisieren, wer bestimmte Aufgaben von mir übernehmen möchte. Und ich bin froh, dass Stefan Risse künftig für unsere In- vestmentstrategie-Meetings verantwortlich sein wird. Johannes Hesche wiederum hat einige meiner operativen Aufgaben inklusi- ve einiger Personalfunktionen übernom- men, sodass ich mich nach und nach aus meinen administrativen P ichten zurück- ziehen kann.Der Gedanke dahinter ist, dass ich idealerweise im Alter von 70 keine Rei- sekosten mehr freigebe, sondern nur noch bedeutende Investmentevents besuche und mich ansonsten auf das Management mei- ner Fonds konzentrieren kann. Bitte noch ein Wort zu Ihrem Vortrag beim FONDS professionell KONGRESS, in dem Sie von einer künftigen Dreiteilung des Fondsgeschäfts gesprochen haben. Mir ist natürlich auch nicht entgangen, dass in der jüngeren Zeit insbesondere der ETF-Markt enorme Zuwachsraten verbu- chen konnte. Ich habe es das Fast Food der Finanzwelt genannt, weil die entsprechen- den Produkte durchaus kostengünstig und unkompliziert sind, der Anleger am Ende jedoch nur gut schmeckendes, aber unge- sundes Fast Food erhält. Gerade in einer immer stärker von wirtschaftlicher Unsi- cherheit und geopolitischen Verwerfungen geprägten Zeit ist daneben aber noch reichlich Platz für die feine Küche des akti- ven Managements, wie wir sie als Fonds- boutique anbieten und in der Experten aus erlesenen Zutaten ein optimales Perfor- mancegericht zusammenstellen. Und gewissermaßen als dritter Ast nimmt dann die künstliche Intelligenz eine zuneh- mend tragende Rolle ein, richtig? Bei der Auswertung und Verarbeitung un- strukturierter Datenmengen sind Algorith- men demMenschen längst weit überlegen. Aber bei allem, wo es um Innovation geht, oder bei Dingen, die nicht aufgeschrieben, sondern nur beobachtbar sind, ist bisher noch der Mensch eher in der Lage, gute Entscheidungen zu treffen. Die besten Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten, wenn die KI die Vorauswahl übernimmt und der Mensch die Endauswahl. Wir haben eine ganze Reihe von Fonds im Angebot, die genau das umsetzen. Danke für das Gespräch! HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Hendrik Leber Hendrik Leber ist Gründer und geschäftsführender Gesell- schafter der Acatis Investment KVG. Er hat Betriebswirt- schaftslehre an der Universität des Saarlands, der Syracuse University und der University of California studiert und schließlich an der Hochschule St. Gallen promoviert. Von 1984 bis 1989 hat er bei McKinsey & Company gearbeitet, von 1989 bis 1994 war er für das Bankhaus Metzler tätig. » Ich habe mir zum Ziel gesetzt, jedes Jahr zehn Prozent weniger zu arbeiten. « Hendrik Leber, Acatis FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.at 1/2025 197
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