FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2025
Die könnten es schaffen, dass sie mit KI- Methoden immer vorn sind. Aber es ist ein Hai schbecken. Ich glaube nicht, dass tra- ditionelle Fondsgesellschaften da mitma- chen sollten. Das sieht man jetzt schon bei der Performance: Im Backtesting funktio- nieren die Fonds zwar oft ganz gut, dabei übersieht man aber, dass die alten Muster an den Finanzmärkten schon längst ver- schwunden sind. Die KI-Methoden und die Daten sind zugänglicher geworden und dadurch verschwinden die Muster mehr und mehr. Und das ist auch ein Grund, warum die Fonds wahrscheinlich im Backtest gut ausgesehen haben und jetzt in der Livephase nicht mehr so gut funktionieren. Haben Sie auch in der Praxis versucht, einen komplett KI-gesteuerten Fonds zu entwickeln? Striegl: Wir haben das in einem Vorprojekt in meiner Londoner Hedgefondszeit verfolgt und haben da die Stärken und Schwächen von KI im Finanzbereich ken- nengelernt – auf die harte Weise. Es war ein Zweieinhalb-Milliarden-Hedgefonds, der rein KI-gesteuert war. Bereits da haben wir gesehen, okay, das funktioniert nicht. Idea- lerweise arbeiten Mensch und KI zusam- men. Der Mensch hat Stärken und Schwä- chen, die KI hat Stärken und Schwächen. Wenn man zusammenarbeitet, kann man das aufheben und die Potenziale heben. Und das war bei Kepler auch von Anfang an unser Ansatz. Wir haben gesagt, wir möchten nicht, dass die KI die zukünftigen Gewinner prognostiziert, und wir kaufen die dann rein, sondern wir möchten, dass die KI einen Teil entlang des Entscheidungs- prozesses übernimmt. Und dann sind wir relativ schnell auf das Thema gekommen, dass die KI uns dabei helfen kann, Fehler zu vermeiden. Die KI quasi als Risikomanager zu nutzen: Wir Menschen geben eine Ein- schätzung zu einem Titel ab, und die KI ist ein weiterer Puzzlestein in unserer Analyse. Und da haben wir ganz breit angefangen mit allen möglichen Daten, die es gibt – Makrodaten, Textdaten, Unternehmens- daten, alles Mögliche.Wir haben dann aber rasch erkannt, dass die KI eigentlich verwirrt war, als wir diese unterschiedlichen Daten vermengten. Dann haben wir uns auf Un- ternehmensdaten aus dem technischen und fundamentalen Bereich fokussiert und prognostizieren damit Wahrscheinlichkei- ten, dass sich das Unternehmen in naher Zukunft negativ entwickeln wird. Und damit haben wir etwas gefunden, auf das wir uns spezialisiert haben. Die KI wird also rein zur Unterstützung genutzt, trifft aber keine eigenen Entschei- dungen imBereich der Kepler Fonds. Wird das auch in Zukunft so bleiben? Striegl: Daran wird sich bei Kepler aus mei- ner Sicht auch in Zukunft nichts ändern. Wir müssen gegenüber unseren institutio- nellen Kunden – aber auch gegenüber un- seren Privatkunden –, wo man in Anlage- ausschüssen sitzt, in Gesprächen argumen- tieren können, warum ein Titel im Port- folio ist. Wir wollen niemals in die Situa- tion geraten, dass der Kunde fragt, warum ist dieser Titel im Portfolio, und ich muss dann sagen: Weil die KI das so entschieden hat. Das würde eher für Unverständnis sor- gen. Das ist ein Weg, den wir nicht gehen werden. Rein KI-gesteuerte Fonds wird es bei uns daher nicht geben. In wie vielen Fonds wird KI als „Risiko- manager“ genutzt, und wie stellt sich das in der Praxis dar? » Seit Mitte 2023 setzen wir die KI in all unseren Aktienfonds ein. « David Striegl, Kepler Fonds KAG KURZ-VITA: David Striegl ist Leiter des Aktienfondsmanagements bei Kepler Fonds in Oberösterreich mit Schwerpunkten in den Bereichen quan- titatives Asset Management sowie künstliche Intelligenz im Fondsmanagement. Zuvor arbeitete er in London und Monaco im Hedgefondsbereich. Zudem ist er Lektor an der Johannes Kepler Universität Linz am Institut für Finanzwirt- schaft, Abteilung Asset Management, sowie Mitglied des Board of Study im Masterstudiengang Finance & Accounting. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH MARKT & STRATEGIE Prof. Ulrich Bodenhofer + David Striegl | Kepler Fonds KAG 126 fondsprofessionell.at 1/2025
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