FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Kurzer Frühling Gerade noch sorgte Chinas Wiederöffnung für Euphorie, da lassen die politischen Spannungen Anleger schon wieder zweifeln. Und auch sonst gibt es einige Bedenken am Aufschwung. C hinas Konsum und Börse schienen zum Jahresauftakt durchzustarten: Nachdem die Regierung um Staatschef Xi Jinping im Dezember ihre strikten Coro- na-Restriktionen fallen ließ, versetzte die Wiederö)nung Chinas Anleger weltweit in Begeisterung. Und nicht nur die Corona- Beschränkungen elen: Die Regierung lockerte auch den regulatorischen Würge- gri), in dem sie die Tech-Konzerne lange Zeit gefangen hielt, und erhob die Ankur- belung des Wirtschaftswachstums zur poli- tischen Priorität. Hinzu kamen positive politische Signale, etwa Xis Tre)en mit US- Präsident Joe Biden am Rande des G20- Tre)ens in Bali. Vom Beginn des chinesi- schen „Jahres des Hasen“ Ende Januar er- ho)ten sich Investoren daher ein Ende der wirtschaftlichen und politischen Eiszeit so- wie den Beginn eines starken Börsenzyklus. Monate zuvor hatten Anleger noch in Scharen ihre China-Aktien abgestoßen, ver- schreckt von den drastischen Lockdowns und den tiefen politischen Eingri)en selbst in Vorzeigeunternehmen.Der Hongkonger Aktienindex Hang Seng sackte von Jahres- anfang 2022 bis zum Tief gegen Ende Oktober um mehr als ein Drittel ab. Dass die US-Bank J.P. Morgan in einer Analyse zu chinesischen Internet rmen teilweise übersehen hatte, die Einschätzung „unin- vestable“ vor der Verö)entlichung zu ent- fernen, passte zur miserablen Stimmung: China-Aktien empfanden viele Anleger tat- sächlich als nicht investierbar. Die Wiederö)nung manifestiert sich in zahlreichen harten und weichen Indikato- ren: Restaurantbesuche und Flugreisezah- len stiegen steil an, der Einkaufsmanager- index sprang im Januar von 41,6 auf 54,4 Punkte. Laut einer Fidelity-Analystenumfra- ge übertraf die Stimmung der chinesischen Firmenlenker im Januar die ihrer Kollegen in allen anderen Regionen.Der Hang Seng Index stieg von seinem Tief imOktober bis Ende Januar um nahezu 50 Prozent. Jetzt drohte es sogar eng zu werden an der Börse: Die Bank of America kürte China- Aktien im Februar zum „Most Crowded Trade“, also zur heißesten Wette unter Aktienmanagern. Aufschwung mit Fragezeichen Da schwebte bereits der vermeintliche chinesische Spionageballon über Nord- amerika und machte in kürzester Zeit die diplomatischen Fortschritte der vorange- gangenen Monate zunichte. Gleichzeitig gaben die Aktienkurse wieder nach, und Anleger fragen sich mittlerweile nicht nur, wie groß das Potenzial ist und wie weit die chinesische Konjunktur wohl tragen wird, sondern auch,welches politisches Risiko sie mit Investments in China wohl eingehen. Klar ist: Die Wiederö)nung wird in den nächsten Monaten zu einem hohen Wirt- schaftswachstum beitragen. Nach Jahren durch die Lockdowns erzwungener Kauf- zurückhaltung sind die Kassen der chinesi- » Die Krise am Immobilienmarkt ist noch nicht vorbei. « Edgar Walk, Metzler AM Die Kirschblüte macht den Besuch eines chinesischen Gartens zum Erlebnis. Wenn es um Investments an der Börse der Volksrepublik geht, malen manche Beobachter derzeit alles rosarot. Andere sehen schwarz. MARKT & STRATEGIE China 74 fondsprofessionell.at 1/2023 FOTO: © LINDSEY | STOCK.ADOBE.COM

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