FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Holpriger Start Seit dem 1. Jänner 2023 müssen Investmenthäuser für ihre Publikumsfonds neue Infoblätter bereithalten. Der Wechsel vom KID zum PRIIPs-BIB verlief wie erwartet nicht ganz glatt. D ie Ablösung eines aufsichtsrechtlichen Regimes durch ein anderes verläuft manchmal holprig. So auch zu Jahresbe- ginn, als die neuen „Beipackzettel“ für Fonds die „Wesentlichen Anlegerinforma- tionen“ (Key Information Document, KID) ablösten. Bis zum 1. Jänner 2023 mussten Kapitalanlagegesellschaften (KAGen) für ihre in der Europäischen Union (EU) vertriebenen OGAW-Sondervermögen und für Privatanlegern zugängliche Alternative Investmentfonds die neuen Infoblätter parat haben. So schreibt es ihnen die Ver- ordnung über verpackte Anlageprodukte (Packaged Retail and Insurance-based In- vestment Products, kurz: PRIIPs) vor. Zwar sind die Basisinformationsblätter (BIBs), wie die KID-Nachfolger korrekt hei- ßen, für Fondsanbieter nichts grundlegend Neues. Bereits seit Anfang 2018 hatten die KAGen diese für Publikumsfonds bereitzu- halten, die für Fondspolizzen angeboten werden. Dennoch war die Erstellung der PRIIPs-BIBs für die Investmenthäuser nicht simpel. Denn die EU-Kommission hatte die BIBs einer Überarbeitung unterzogen, die veränderte Angaben und Berechnungs- methoden erforderlich machten. Chaos blieb aus Wertpapier rmen und Depotbanken hatten daher vor dem Starttermin befürch- tet, viele Fonds könnten in den ersten Wochen des neuen Jahres nicht handelbar sein, da die veränderten Infoblätter even- tuell noch nicht für alle betro enen Pro- dukte vorliegen würden. Tatsächlich voll- zog sich die Wachablösung zwar holprig, aber deutlich reibungsloser als erwartet. Zwei neue Angaben in den Infoblättern stellten sich allerdings als nicht ganz ein- fach heraus. „In den ersten Tagen des Jahres gab es vermehrt Probleme nach der Umstellung. Wir greifen auf einen großen Datenanbie- ter zu, teilweise wurde in den ersten Tagen noch das ,alte KID‘ geliefert. Auch große Fondsnamen waren bei uns betro en. Jedenfalls dürften die meistens KAGen erst sehr spät am Jahresende geliefert haben, und es konnte nicht mehr alles rechtzeitig verarbeitet werden“, erklärt Stefan Wonisch, Leiter bei „die Plattform“, „das große Chaos ist aus unserer Sicht aber ausgeblieben.“Da die Basisinformationsblätter zum Teil nicht vorlagen, hätten Orders für verschiedene Sondervermögen nicht ausgeführt werden können. Auch bis Ende Jänner seien noch nicht alle Fonds wieder handelbar gewesen. „Sehr vereinzelt wurde gar nichts geliefert“, so Wonisch. Von ähnlichen Erfahrungen berichten auch die heimischen Wertpapier- rmen. So hatte Privatconsult-Geschäfts- führer Stefan Ferstl den Eindruck, dass viele das Thema nicht wirklich am Radar hatten und es von Sustainable Finance in den Monaten zuvor überlagert wurde. „Daher gab es meines Wissens bei einigen KAGen noch richtig Stress am Jahresende, um rechtzeitig fertig zu werden. Viele interna- tionale Gesellschaften stellten am 1.1.2023 jedenfalls noch keine PRIIPs-BIBs zur Ver- fügung. Das wurde erst sukzessive im Lauf des Jahres besser. Den Start kann man daher de nitiv als holprig bezeichnen“, so Ferstl. Ganz o ensichtlich hatten die Datenanbieter anfangs Probleme damit, die Masse an neuen Angaben korrekt zu verar- Seit Jahresanfang müssen Fonds- anbieter statt dem bisherigen KID nun das PRIIPs-BIB zur Verfügung stellen. Die Ablösung des alten durch das neue Infoblatt für Fonds ging nicht ganz reibungslos über die Bühne. STEUER & RECHT PRIIPs 270 fondsprofessionell.at 1/2023 FOTO: © OGNJENO | STOCK.ADOBE.COM

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