FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Die Statistik zeigt aber doch, dass es je nach Assetklasse 80 Prozent der aktiven Fonds nicht schaffen, ihre Benchmark zu schlagen. Prawitz: Daher ist entsprechende Kritik ja auch durchaus berechtigt.Nur trifft sie uns insofern kaum, als wir mit den meisten unserer Produkte nicht zu diesen 80, son- dern zu den 20 Prozent gehören. Sowohl über drei wie auch fünf Jahre schneiden drei Viertel unserer Fonds deutlich besser ab als ihr jeweiliger Vergleichsindex. Was darf man mit dem Blick nach vorn produktseitig von Schroders erwarten? Küssner: Wenn wir eingangs über struktu- rell niedrigere Renditeerwartungen speziell in den klassischen Marktsegmenten gespro- chen haben, so fühlen wir uns in dieser Hinsicht gut vorbereitet. Wir haben nicht ohne Grund bereits Mitte 2021 unsere Investmentkapazitäten im Bereich außer- börslicher Vermögenswerte als einem un- serer bedeutenden strategischen Schwer- punkte unter der neu eingeführten Marke Schroders Capital gebündelt, um diese gemeinhin als „Private Assets“bezeichneten Anlageformen nicht nur unseren institutio- nellen Kunden, sondern auch Privatanle- gern zugänglich zu machen.Wir verwalten in diesem Bereich inzwischen per Ende 2022 84,4 Milliarden Euro, einschließlich nicht gebührenp ichtiger „Dry Powder“- und „Inhouse Cross“-Bestände, in oft sehr renditeträchtigen Segmenten wie Private Equity und Private Debt, aber auch ver- brieften Produkten bis hin zu vermögens- wertunterlegten Finanzierungen sowie Im- mobilien- und Infrastrukturinvestments. Zu dieser Gruppe gehört auch unsere Mehrheitsbeteiligung an Blue Orchard, einem Spezialisten für Impact Investing. Bitte noch ein Wort zu der zuletzt neu ent- fachten Diskussion umein Provisionsverbot für die Investmentbranche. Küssner: Ohne Zweifel wäre das ein enor- mer Umbruch in Bezug auf die Struktur der Vergütung von Beratung im Finanz- bereich. Und es würde die Bemühungen unserer Branche, Privatanleger gerade mit Blick auf eine immer notwendiger werden- de private Vorsorge von langfristig höheren Renditen an den Kapitalmärkten zu über- zeugen, sicher erheblich zurückwerfen. Andererseits ist die Diskussion um ein Pro- visionsverbot zum einen keineswegs neu, zum anderen ist noch gar nichts entschie- den. Und gerade in den großen Märkten wie Frankreich, Italien und auch Deutsch- land regt sich erheblicher Widerstand ge- gen die Umsetzung eines solchen Verbots. Deshalb sollte man jetzt nicht ganz so schwarz malen, dass damit gleich ein gan- zer Industriezweig verschwinden würde. Prawitz: Zudem verfügen wir als ein Haus mit einer englischen Muttergesellschaft über eine inzwischen zehnjährige Erfah- rung im Umgang mit dem Thema. Und die zeigt uns, dass in England immer noch rund 80 Prozent der Beratung im Publi- kumsgeschäft über den IFA-Markt erbracht werden, der im Übrigen auch nach der Umsetzung des sogenannten Retail Distri- bution Review weiter gewachsen ist.Natür- lich würde es zu enormen Anpassungen kommen müssen, wenn dann die Entloh- nung von Beratung nur noch über eine Service Fee oder andere Formen der Pau- schalvergütung möglich wäre und aus- schließlich sogenannte Clean-Fee-Tranchen von Fonds zum Einsatz kämen. Aber darauf wären wir vorbereitet, wir würden Lösungen für unsere Vertriebspartner und Kunden nden. Daher sehe ich in Bezug auf unser Haus der gesamten Entwicklung eigentlich relativ gelassen entgegen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Achim Küssner Achim Küssner blickt auf eine fast 30-jährige Laufbahn in der Fondsbranche zurück. Begonnen hat er 1994 als Ver- triebsbeauftragter der heutigen J. P. Morgan Asset Manage- ment. Bereits vier Jahre später übernahm er die Deutsch- landgeschäftsführung der Fondssparte von Merrill Lynch. Seit 2007 stand er in Diensten von Schroders und war mehr als 15 Jahre Deutschlandchef des Unternehmens. » Wir haben in Bezug auf unser eigenes Haus ganz klar entschieden, ein aktiver Asset Manager zu bleiben. « Achim Küssner, Schroders FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.at 1/2023 209

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