FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2023

Licht aus Österreichs Finanzbetriebe bereiten sich auf einen kontinentalen Stromausfall vor. FONDS professionell hat nachgefragt, wer wie gerüstet ist und wo die großen Gefahren liegen. I m Jahr 2020 hat das österreichische Bun- desheer ein Blackout innert fünf Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Pro- zent bewertet. Mit dem Ukrainekrieg ist die Sorge gewachsen. „Für Putin sind Hackerangri e auf die westliche Stromver- sorgung ein Mittel der hybriden Kriegsfüh- rung. Wir sollten nicht so tun, als ob das nur Theorie wäre“, sagte Österreichs Vertei- digungsministerin Klaudia Tanner unlängst in einem Interviewmit der Zeitung „Welt“. Weit hergeholt ist das nicht. Bereits 2015 hatten russische Hacker Teile des ukraini- schen Stromnetzes lahmgelegt. Nun ergibt sich ein weiterer Risikofaktor: 2022, kurz nach dem Einfall Russlands, entkoppelte sich die Ukraine vom weißrussisch-russi- schen Stromverbund und trat in ein Not- synchronisationsnetz mit Europa ein. Euro- pa stabilisiert so die Frequenz in dem be- kriegten Land. Damit kann unter anderem die Gefahr eines Ausfalls der Kühlsysteme in Atomkraftwerken reduziert werden. Umgekehrt steigt aber die Angst vor Insta- bilitäten mit Blackoutfolge in Europa. Laut dem österreichischen Leitungsbetreiber Austrian Power Grid (APG) sind die Risi- ken zwar beherrschbar, und bei Gefahr seien die Systeme sofort trennbar. Dennoch ist klar: Das Netz, über das europaweit Strom verteilt wird, ist schon lange fragil, es operiert seit vielen Jahren an den Leistungsgrenzen. „Eine der Herausfor- derungen ist der steigende Anteil erneuer- barer Energien. Durch Schwankungen bei Wind, Sonne und Wasserständen wird das Versorgungsmanagement schwieriger“, so Jaro Krieger-Lamina, Experte des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften. Kein Not-Cash in Österreich Aufgerüttelt durch Zivilschutz-Aufrufe haben viele Österreicher mittlerweile Le- bensmittelvorräte für den Ernstfall ange- legt. „Vor zehn oder 15 Jahren hätte ein Blackout ganz anders ausgesehen“, so Krieger-Lamina, der betont, dass auch die Unternehmen und vor allem die Regie- rung mit dem staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagement (SKKM) große Fortschritte erzielt hätten. Allerdings existiert in einigen Bereichen noch kein schlüssiges Konzept. Dazu gehört die Bar- geldversorgung.Während Bankomaten na- turgemäß ohne Strom sofort den Dienst quittieren, gibt es in Österreich kein Not- konzept, um in ausgewählten Filialen Cash auszugeben. Der Grund: Gespräche dazu scheiterten vor Jahren. Die Banken konn- ten sich mit der Geldservice Austria (GSA), der Bargeldlogistiktochter der National- bank (OeNB), nicht auf ein Vorgehen eini- gen. „Aus heutiger Sicht gibt es während einer Krise keine groß ächige Bargeldver- sorgung der Bevölkerung. Wenn, dann » Aus heutiger Sicht gibt es während einer Krise keine Bargeldversor- gung der Bevölkerung. « Jaro Krieger-Lamina, Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) Was passiert in der Finanzbranche, wenn europaweit das Licht ausgeht? Fonds- und Wertpapieranbieter müs- sen per Gesetz gerüstet sein. Bargeld hat man hingegen besser daheim. VERTRIEB & PRAXIS Blackout 176 fondsprofessionell.at 1/2023 FOTO: © LUCHSCHENF | STOCK.ADOBE.COM

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