FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Manager traditioneller Aktienfonds set- zen Derivate eher zur Absicherung ein, ohne dass sich dadurch das Risikoprofil des Fonds merkbar verändert. „Der Einsatz von Derivaten zur Absicherung hat grundsätz- lich den Vorteil, dass die Long-Positionen im Portfolio nicht gehandelt werden müssen“, erläutert Said Yakhloufi,Geschäfts- führer von Scope Analysis. So kann zum Beispiel mit Short-Index-Futures das Beta – also das Gesamtmarktrisiko – eines Aktien- portfolios reduziert werden, ohne eine ein- zige Aktie zu verkaufen. „Der Wert dieser Derivatepositionen steigt, wenn die Märkte fallen, was für das Portfolio einen gewissen Schutz bietet“, erklärt Yakhloufi. Was für das ganze Portfolio gilt, lässt sich natürlich auch für Einzeltitel anwenden, die etwa durch den Erwerb von Put-Optionen abge- sichert werden. Mehr Chancen, mehr Risiken Den Siegeszug der Derivate im Asset Management ermöglichte die UCITS-III- Richtlinie, die nach der Jahrtausendwende ihren Einsatz zu Investmentzwecken deut- lich ausweitete. In der Folge kamen immer mehr Fonds auf, die nicht nur Aktien kau- fen oder verkaufen, sondern aktiv auf sin- kende Kurse setzen oder überproportional von Kursanstiegen profitieren können. Eine solche Kombination herkömmlicher Fonds mit Long-Short-Komponenten sind die sogenannten 130/30-Fonds. Bei diesen „Hedgefonds light“ kann das Management einzelne Long-Positionen hebeln und imGegenzug andere Titel shor- ten. Das bietet dem Manager die Möglichkeit, die eigene Ein- schätzung des Marktes und von Einzeltiteln stärker zu betonen. Im besten Fall werden durch den Einsatz solcher Stra- tegien größere Zusatzerträge erzielt als mit einer reinen Long-only-Strategie, allerdings sind auch die Risiken und Schwankungen höher. Einer der ersten 130/30-Fonds – ein 2006 aufgelegter Hen- derson-Fonds, der heute Janus Henderson Horizon Pan European Absolute Return heißt – ist noch immer am Markt. Viele andere 130/30-Fonds wurden dagegen aus Mangel an Erfolg wieder geschlossen. Andere Fonds können über Derivate ihren Gesamtinvestitionsgrad auch auf über 100 Prozent schrauben, etwa der DWS Deutschland. „In der Regel bewegt sich der Investitionsgrad hier zwischen 90 und 120 Prozent“, erklärt Fondsmanager Tim Albrecht. Dazu kauft er Dax-Futures oder in Ausnahmefällen auch Futures auf Einzelaktien. So ergibt beispielsweise ein Aktienanteil von 99 Prozent, ein Prozent Cash als Liquiditätspuffer und elf Prozent Dax-Futures – gemessen am Nettovermö- genswert – unterm Strich einen Investi- tionsgrad von 110 Prozent. Langfristig hat sich das Konzept des DWS Deutschland bewährt, auch wenn gerade die letzten volatilen Jahre laut Albrecht die Steuerung des Investitionsgrades erschwert haben. Durationsmanagement Auch Rentenfonds setzen Derivate in großem Stil ein, vor allem imManagement des Zinsrisikos – der Duration. Soll diese beispielsweise gesenkt werden, müsste der Manager eigentlich langlaufende gegen kurzlaufende Anleihen austauschen.Das ist ein komplexer Vorgang, der nicht nur Transaktionskosten aufwirft, sondern meist auch das Emittenten- und Ratingprofil des Portfolios verändert. „Deutlich rascher und günstiger ist es, die Duration über Short- Positionen auf Staatsanleihen zu senken“, sagt Detlef Glow, Chefanalyst bei Refinitiv Lipper. Dabei handelt der Fondsmanager nicht die Anleihen selbst, sondern verkauft lediglich Terminkontrakte auf langlaufende Staatsanleihen. Manche Rentenfonds kön- nen bei Erwartung steigender Zinsen sogar zeitweise eine ins- gesamt negative Duration ein- gehen. Eine Garantie für Out- performance ist das natürlich nicht, schließlich kann eine solche Wette auch nach hinten losgehen. Bei durationsgehedg- ten Anleihenfonds wiederum wird das Zinsrisiko über Ter- minkontrakte oder einen Swap auf das Niveau eines Geld- Billionenmarkt Weltweit ausstehendes Volumen (Nennwert) von Derivaten Der außerbörsliche OTC-Markt ist deutlich größer als der Börsenmarkt. Am häufigsten gehandelt werden Zinsderivate, vor allem Zinsswaps Stand:31.12.2021 1 ohneRohstoffderivate | 2 außerbörslichgehandelt Quelle:BISExchange-tradedDerivativesStatistics,SemiannualOTCDerivativesStatistics 0 100 200 300 400 500 600 Börse OTC 2 Zinsen Währungen Aktien Sonstige 1 Bio.US-Dollar » Derivate sind schnell und effizient einsetzbar und können Transak- tionskosten reduzieren. « Said Yakhloufi, Scope Analysis fondsprofessionell.at 4/2022 81 FOTO: © PETER HIMSEL

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