FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

eine variable Verzinsung). Knapp die Hälfte der ausstehenden Kredite in Österreich ist variabel verzinst. Gehen die Zinsen in die Höhe, kann die Rückzahlung des Kredits schnell unleistbar werden – zumal die Haushaltsbudgets durch die ökonomische Situation ohnehin belastet sind (Inflation, prognostizierte Reallohnverluste, Jobmarkt- sorgen bei Rezession etc. ). „Eine Genera- tion, die ohne Zinsen aufgewachsen ist, kann sich fünf, sechs Prozent nicht mehr vorstellen“, warnt Müller. Am Banksektor müsse man mit steigenden Ausfallquoten rechnen. Wohlstandsverluste Gottfried Haber, Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), hob den besonderen Druck hervor, unter dem die Staaten momentan stehen. Er ver- wies auf die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise als Konsequenz aus dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. „Wir haben eine importierte Inflation. Das heißt, das BIP schrumpft, der Kuchen wird kleiner“, so Haber. Aus den geopolitischen Ereignissen entstehe ein Wohlstandsverlust, „der nicht mehr so leicht aufholbar ist wie nach Corona“. Bei einem rückläufigen Bruttoinlandsprodukt (BIP) könne man durch fiskalische und soziale Maßnahmen eingreifen und die Kaufkraft stützen. „Aber man kann mit diesen Mitteln den Kuchen nicht mehr so groß machen, wie er vorher war“, betonte Haber. ESMA-Chefin Verena Ross: „Wir müssen die Anleger mehr schützen. Nur dann können wir ihr Vertrauen in die Effizienz des Kapitalmarktes erhöhen.“ Moderatorin Rosa Lyon begrüßte rund 600 Gäste aus Finanzindustrie, Politik, Wirtschaft und Wissen- schaft. Eduard Müller und Helmut Ettl, Vorstände der FMA, warnten vor der Gefahr einer Ansteckung der Finanzwirtschaft durch die Realwirtschaft. Auftaktdiskussion über geändertes Anlegerverhalten. „Influencer-Tipps“ sind oft nicht vorsorgetauglich. V. l.: Christian Jauk (Grawe Bankengruppe), Verena Ross (ESMA), Moderatorin Rosa Lyon, Peter Hagen (Balance-Re- Aufsichtsrat), Eduard Müller (FMA-Vorstand), Bernadette Kamleitner (WU Wien, Leiterin Consumer Research). » Man kann mit diesen Mitteln den Kuchen nicht mehr so groß machen, wie er vorher war. « Gottfried Haber, OeNB Gottfried Haber, Vizegouverneur der OeNB, sagte, die Fiskalpolitik müsse Wohlstandsverluste abfedern, dürfe dabei aber nicht die Inflation befeuern. fondsprofessionell.at 4/2022 209 FOTO: © CATI DONNER | FMA

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