FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

nimmt wahnsinnig zu.Die dabei verstärkte Verwirrung und Verunsicherung beim Kunden ist für die Beratung natürlich ein Hindernis. Wie ist die Datenlage zu den ESG-Kriterien, und wie stellt sich die Zusammenarbeit mit den Asset Managern dar? Es gibt Probleme in der Bereitstellung der Daten. Wir haben beispielsweise einen preisgekrönten, wirklich ausgezeichneten Abrdn-ESG-Fonds, der uns einige Zeit bei jedem Filter rausgefallen ist, weil uns die Daten fehlten. Solche Beispiele gibt es viele, und dabei geht es nicht umDaten, die erst ab dem kommenden Jahr verpflichtend geliefert werden müssen, es fehlen in den meisten Fällen jene Daten, die eigentlich bereits heute bereitgestellt werden müssten. Da bekleckert sich die Branche insgesamt nicht mit Ruhm, denn auch wir als Versi- cherer haben nach wie vor mit der Aufbe- reitung der Daten und der entsprechenden Interpretation zu kämpfen. Durch diese Problematik wird die Fondsauswahl massiv eingeschränkt. In der Praxis stellt sich das dann so dar: Der Berater ermittelt die Nachhaltigkeitspräferenzen des Kunden und weiß prinzipiell,was der Kunde möch- te. Nun gilt es die Produktauswahl zu tref- fen: Wenn von 55 Artikel-8- oder Artikel-9- Fonds nur ein passender Fonds für den Kunden übrig bleibt, wird es schwierig. Und dann ist dieser Fonds vielleicht auch noch Risikoklasse fünf, und der Kunde ist aber im Bereich der Risikoklasse drei. Aus meiner Sicht ist das ganze Thema wichtig und auch eine große Chance für die Bran- che. Ich habe kürzlich mit dem Geschäfts- führer eines sehr großen deutschen Finanz- dienstleisters gesprochen, und dieser erklär- te, dass im Bereich des Neugeschäfts bereits 70 Prozent der Abschlüsse auf ESG-Invest- ments entfallen. Es zeigt sich also, welches Potenzial hier liegt. Ein aktuelles Thema, dem man sich auch bei Standard Life angenommen hat, ist die Finanzberatung für Frauen. Was hat es damit auf sich? Seit einigen Jahren verfolgen wir auch die Initiative „Damensache“ von Frau Dr. Babos, daher haben wir das Thema als eines unserer zentralen Vertriebsthemen für die nächsten Jahre mit aufgenommen.Wir versuchen, das Thema Finanzberatung für Frauen zu fördern und zu unterstützen. Natürlich handelt es sich dabei um kein neues Thema, aber wir sind der Meinung, dass dieser Bereich noch nicht den Stellen- wert hat, den er eigentlich in unserer Bran- che und gesellschaftlich haben sollte. Lang- fristig ist unser Plan, in diesemZusammen- hang auch Vermittler zu schulen und ihnen unterstützend zur Seite zu stehen. Gerade in der Finanzberatung von Frauen gibt es noch ein enormes Potenzial zu heben. Gibt es bei Ihnen Auswertungen darüber, wie sich die abgeschlossenen Polizzen auf Frauen und Männer aufteilen? Wir haben einen Frauenanteil von 40 Pro- zent im Bestand. Das ist aus unserer Sicht schon recht hoch und liegt unserer Mei- nung auch daran, dass unsere Zielgruppe meist gut ausgebildete und besser situierte Menschen sind, die investmentorientiert vorsorgen wollen. Hier existiert das klassi- sche Rollenbild – der Mann trifft die finan- ziellen Entscheidungen – offenbar nicht mehr in dieser ausgeprägten Art undWeise. GEORG PANKL FP KURZ-VITA: Christian Nuschele Christian Nuschele begann seine Karriere 1996 als Kunden- berater bei der Sparkasse Ostallgäu. Ab 2002 war er dort als Spezialist für die betriebliche Altersversorgung tätig. 2006 stieg er bei Standard Life in Frankfurt ein, wo er als Sales Consultant zuerst die Vertriebsregion München betreute und ausbaute. 2011 übernahm er als Area Manager die Leitung der Vertriebsregion Süd. Seit 2012 zeichnet Nuschele als Retail Sales Manager für den gesamten Maklervertrieb von Standard Life Deutschland verantwortlich. Im September 2016 übernahm er schließlich die Rolle des Head of Sales. Seit April 2017 leitet er zusätzlich die österreichische Ver- triebsdirektion von Standard Life. Im Jahr 2016 wurde er zum Vertriebschef für Deutschland ernannt, kurze Zeit später kam auch die Vertriebsverantwortung für Österreich hinzu. Seit 2018 ist er zusätzlich für das Marketing verantwortlich. » Da bekleckert sich die Branche insgesamt nicht mit Ruhm. « Christian Nuschele, Standard Life FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN FONDS & VERSICHERUNG Christian Nuschele | Standard Life 176 fondsprofessionell.at 4/2022

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