FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2022

Einer der wichtigsten Faktoren ist für uns Corporate Governance. Wenn ein Unter- nehmen von der Regierung kontrolliert wird, oder wenn eine gute Unternehmens- führung durch Regierungseinfluss be- schränkt wird, dann investieren wir nicht. Und solche Unternehmen gibt es in China viele.Wir sind außerdem sehr vorsichtig im Hinblick auf Regulierungsrisiken. Ihr Fonds investiert nach Nachhaltigkeits- kriterien. Viele Vermögensverwalter ma- chen das derzeit, allerdings ist der Trend relativ jung. Hätte die Branche angesichts der drohenden Klimakatastrophe früher mit Nachhaltigkeit beginnen müssen? In gewisser Weise haben wir schon früher nach solchen Kriterien gesucht, ohne es aber so zu nennen. Bei Minenunterneh- men haben wir zum Beispiel immer schon geschaut, ob da Schlacken austreten, ob es Unfälle gibt, wie die Arbeitersicherheit aussieht. Wir wollten kein Unternehmen, das jahrelang in einem Rechtsstreit steckt. Heute investieren wir gar nicht mehr in diese „Sin Sectors“ (Sündensektoren). Sol- che Investments sind mit einer nachhal- tigen Anlagestrategie unvereinbar. Früher war das aber ein Nebeneffekt, Aus- wirkungen auf die Umwelt standen nie so imVordergrundwie heute. Hätte die Invest- mentindustrie da aktiver sein müssen? Das ist keine Frage. Da hätte viel mehr getan werden können. Sogar jetzt.Manche sind noch immer nicht willens, die Um- welt mit einzubeziehen. Ein Aspekt ist aber dennoch: Vor zehn oder 15 Jahren waren die Shareholder meistens einfach nicht interessiert an solchen Themen. Westliche Notenbanken heben aufgrund der hohen Inflation stark die Zinsen an. Viele Emerging Markets sind in diesen Währungen verschuldet. Sri Lanka ist schon pleite. Werden auch große Emer- ging-Markets-Staaten bankrottgehen? Manche Staaten haben wirklich Probleme. Das betrifft aber nicht alle. Während der Asien-Krise (Ende der 1990er-Jahre, Anm.) haben viele ihre Lektion gelernt und die Verschuldung in Auslandswährungen redu- ziert. Von den Großen geht es einigen nicht so schlecht. Brasilien, Mexiko, Indien sind ebenso wenig gefährdet wie Korea. Apropos Indien: Für das Land interessieren sich Investoren angesichts der Probleme in China wieder mehr. Das Wachstum ist ro- bust, die Volkswirtschaft ist jüngst global zur fünftgrößten aufgestiegen. Ersetzt Indien in Schwellenländerfonds bald China? Irgendwann könnte das passieren. Das Durchschnittsalter in Indien ist 26 Jahre, in China ungefähr 36. Eine jüngere Gesell- schaft bedeutet größeres Wachstum. Die Wachstumsrate des indischen Bruttoin- landsprodukts geht in Richtung zehn Pro- zent. Für uns hat sich Indien sehr aus- gezahlt. Eigentlich müsste man von den „Vereinigten Staaten von Indien“ sprechen. Es gibt eine starke kulturelle Diversität, vie- le Sprachen, das kann ein großes Plus sein. Dazu kommt eine große Diaspora, viele Inder haben Verbindungen zu anderen Ländern, das ist ebenfalls eine Stärke. Ich denke auch, dass Premierminister Modi gut gearbeitet hat. Die Technologisierung wurde auf ein Massenlevel gehoben. Auch Sie werden also die Positionen im Fonds ausbauen? Prinzipiell ja. Es hängt aber von der Ent- wicklung der einzelnen Unternehmen ab. Wie sieht eigentlich die Investorenstruktur in Ihrem Fonds aus? Vorrangig investieren Family Offices bei uns. Aber wir haben auch große Stiftun- gen, Banken und Wealth Manager. Dazu kommen noch Privatanleger. An der Märkten geht es turbulent zu. Was heißt das für Ihren Fonds? Ich denke, die Zinsen in den USA werden noch sehr viel höher steigen. Daher wird der Markt weiter in einer Bärenstimmung » Wenn ein Unternehmen von der Regierung kontrolliert wird, dann investieren wir nicht. « Mark Mobius, Mobius Capital Partners FOTO: © GÜNTER MENZL MARKT & STRATEGIE Mark Mobius | Mobius Capital Partners 100 fondsprofessionell.at 4/2022

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