FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Kluge Entscheidung Künstliche Intelligenz spielt im Asset Management eine immer wichtigere Rolle. Echte KI-Fonds gibt es allerdings nur wenige – und die große Revolution läuft ohnehin im Verborgenen. D as Foto des früheren Schachweltmeis- ters Garri Kasparow im Jahr 1996 beim Spiel gegen den Schachcomputer Deep Blue hat sich ins kollektive Gedächt- nis eingebrannt. Es steht als Symbol für den Siegeszug, den die künstliche Intelli- genz (KI) seither auf vielen Gebieten fort- gesetzt hat. KI-gesteuerte Navigationssyste- me oder Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Co. sind nur einige Beispiele. Auch in der Investmentbranche halten intelligente Maschinen Einzug. Hedgefonds nutzen schon seit Langemmaschinelle Intelligenz etwa zur Vorhersage von Ernten für ihre Agrarwetten oder um früh zu erkennen, ob sich die Anlegerstimmung mit Blick auf eine einzelne Firma dreht. Auch im Publikumsfondsbereich wird künstliche Intelligenz immer wichtiger – meist fast unbemerkt als Assistenzsystem für das Portfoliomanagement. Bei den reinen KI-Fonds dagegen übernimmt der Computer mit Titelauswahl und Portfolio- konstruktion die wichtigsten Aufgaben des Fondsmanagers oft komplett. „Das Zusam- menkommen von Rechenpower und Big Data begünstigt den Einsatz künstlicher Intelligenz im Asset Management extrem“, sagt KI-Experte Stefan Klotz, Inhaber von VIF Klotz Consulting. Unter dem Label KI rangieren auch zahlreiche Themenfonds, die traditionell gemanagt auf das Anlagethema KI setzen, etwa der Allianz Global Artificial Intelli- gence mit mehr als fünf Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen. Von solchen Summen sind die meisten „echten“ KI- Fonds weit entfernt. Das zeigt zum einen, dass Anleger künstliche Intelligenz als An- lagethema spannend finden. Zum anderen möchten sie KI aber lieber in Form von Aktien im Portfolio haben, als ihr Kapital den Anlageentscheidungen des Computers anzuvertrauen. Klotz erklärt das vor allem mit der Komplexität: „Anleger investieren lieber in Strategien, die klar in eine Box passen und die sie verstehen.“ Schneller als der Mensch Und das ist gar nicht so einfach: Denn die angebotenen reinen KI-Fonds unter- scheiden sich in ihren Strategien und An- lageinstrumenten sowie den verwendeten Daten und deren Übersetzung in Invest- mententscheidungen deutlich voneinander. Die Gemeinsamkeiten: Ihre maschinelle Intelligenz verbindet Datenpunkte in Form von künstlichen neuronalen Netzwerken und spürt Zusammenhänge auf. Bei die- sem „Deep Learning“ lernt der Computer ähnlich wie ein Mensch aus Erfahrung, dass einige dieser Zusammenhänge wichti- ger sind als andere. Zur Informationsge- winnung zapfen die Rechner oft alternati- ve, nicht strukturierte Datenquellen an wie Analystenberichte, Ad-hoc-Meldungen, Wetterberichte oder Beiträge aus sozialen Medien. Während strukturierte Kennzah- » Anleger investieren lieber in Strategien, die klar in eine Box passen und die sie verstehen. « Stefan Klotz, VIF Klotz Consulting Mensch gegen Maschine: Das Schachspiel ist ein Klassiker, wenn es um den Einsatz künstlicher Intelligenz geht. Auch an der Börse finden neuronale Netze und Co. zunehmend Anwendung. MARKT & STRATEGIE Künstliche Intelligenz 98 fondsprofessionel.at 3/2022 FOTO: © GORODENKOFF | STOCK.ADOBE.COM

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