FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Starinvestor Frank Thelen. Er ging mit sei- nem Publikumsfonds 10xDNA – Disrup- tive Technologies im September 2021 an den Start. Seither fuhr das Portfolio ein Minus von mehr als 40 Prozent ein. „Die Performance ist beschissen“, gab der ehema- lige Juror der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ zu. „Wir durchlaufen eine schwie- rige Zeit.“Die Strategie des Fonds fuße auf einem Venture-Capital-Ansatz, und die Märkte seien gerade in einem Risk-off-Modus. Besonders stark betroffen vom Kursverfall seien eben junge, wachstumsstarke Unternehmen – also das Feld, in dem sich Thelen und sein Team tummeln. Sie identifizieren Zukunfts- technologien, die bahnbrechen- de Umwälzungen bergen, und investieren in entsprechende Unternehmen. Dazu zählen Trends wie künstliche Intelli- genz, Robotik, 3-D-Druck, Blockchain, Quantencomputer oder synthetische Biologie. Aber auch Neuerungen in Luft- und Raumfahrt sowie bei Energie und Transport zählt Thelen zu den Schlüsseltechnologien. Für diese Themen stehen etwa das Lufttaxiunternehmen Lili- um oder Hyperloop-Projekte. „Viele kluge Köpfe“hätten diese Trends identifiziert, for- muliert es Thelen und betont: „Wir haben einen Ansatz, der Zeit braucht“, so der Gründer von 10xDNA Capital Partners. Keine neuen Exzesse Der Start-up-Investor war aufgrund sei- ner Renditeversprechen heftig in die Kritik geraten. Thelen nutze seine Bekanntheit aus der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“, bei der junge Unternehmer ihre Geschäfts- ideen vorstellen, um Kleinanleger für seinen Fonds zu werben, so der Vorwurf. Thelen wiederum hält dagegen, dass Anle- ger seines Fonds mit kurzfristigen Einbu- ßen rechnen müssten und nur Geld einset- zen sollten, das sie auch langfristig liegen lassen können. Seine Strategie könne „nur ein Satellit“ in einem diversifizierten Port- folio sein, so der Venture-Capital-Investor. Den von Kritikern vorgenommenen Ver- gleich des von ihm initiierten Fonds mit demUS-Börsenbarometer Nasdaq bezeich- net Thelen zudem als verfehlt. „ImNasdaq ist Pepsi drin. Das ist kein Technologie- index im eigentlichen Sinne“, argumentiert er, „man sollte schon Äpfel mit Äpfeln ver- gleichen.“Zudem könne keiner Aktienkur- se vorhersagen. „Das schmerzt aber, wenn Bewertungen zurückgehen“, sagt der Inves- tor und betont, dass die derzeitigen Aktien- kurse nicht das Zukunftspotenzial der Firmen widerspiegeln würden. Andere Beobachter schätzen das Poten- zial im Tech-Sektor deutlich skeptischer ein. Sie sahen eine Korrektur bei Alphabet, Apple, Amazon und Co. als überfällig. „Bereiche wie Tech- nologiewerte waren extrem hoch bewertet“, meint etwa Ufuk Boydak, Fondsmanager und Chef der Boutique Loys. „Die Exzesse sind abgebaut, die Bewertungen haben sich nor- malisiert.“ Doch Boydak warnt vor zu viel Euphorie. Zwar seien Aktien auf breiter Front günstiger geworden. Doch die Hoffnung auf wieder linear steigende Kurse sei trügerisch. „Die Korrektur führt noch nicht dazu, dass diese Titel jetzt günstig sind“, mahnt der Port- foliomanager, der seinen Anla- Frank Thelen, 10xDNA Capital Partners: „Im Nasdaq ist Pepsi drin. Das ist kein Technologieindex im eigentlichen Sinne.“ Tech-Aktien weisen den Weg Wertentwicklung im Vergleich in Prozent Der einst hochfliegende Tech-Sektor kassierte herbe Verluste und eilte dem Gesamtmarkt voraus. EntwicklunganhandvonETFsdargestellt |Quelle:Bloomberg -35% -30% -25% -20% -15% -10% -5% 0% I Aug I Juli I Juni I Mai I April I März I Feb I Jan I 2022 Nasdaq 100 ETF S&P 500 ETF Ufuk Boydak, Loys: „Nur weil die Kurse von einer Übertreibung auf normale Niveaus gefallen sind, sollten Investoren nicht auf neue Exzesse hoffen.“ fondsprofessionell.at 3/2022 87 FOTO: © LOYS, CHRISTOPH HEMMERICH

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