FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Nachhaltige Polizzen Infolge der verpflichtenden Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen werden ESG-Fonds auch im Versicherungsbereich immer wichtiger. Die dafür benötigten Daten sind derzeit aber noch Mangelware. A uch bei der Vermittlung von fonds- gebundenen Lebensversicherungen (FLV) ist das Thema Nachhaltigkeit seit Anfang August fixer Bestandteil des Bera- tungsprozesses. Die Versicherungsvertriebs- richtlinie IDD verlangt zwingend die Ab- frage der Nachhaltigkeitspräferenzen inter- essierter Anleger. Fondspolizzen, die nicht den Nachhaltigkeitskriterien der Kund- schaft entsprechen, dürfen nicht angeboten werden. In der Beratungslandschaft ist dies auch bereits angekommen. Wie eine aktu- elle von FONDS professionell durchge- führte Umfrage zeigt, geben 87 Prozent der 122 befragten Beratungsprofis an, dass die Bedeutung des ESG-Themas im Fonds- polizzengeschäft in den nächsten drei Jah- ren deutlich zunehmen wird. Die Umfrage ergab darüber hinaus aber auch, dass die Faktoren „Kostenstruktur“ sowie „Auswahl an aktiv gemanagten Fonds“ für den Groß- teil der Umfrageteilnehmer bei der Pro- duktauswahl an erster Stelle stehen (siehe auch Seite 192). Aber auch wenn „Nachhaltigkeit“ ver- mutlich noch längere Zeit nicht das wich- tigste Vertriebsargument sein wird,müssen die Polizzenanbieter die neuen Regeln in ihrem Informationsangebot berücksichti- gen, denn die Vertriebspartner sind bei der Umsetzung der Vorgaben auf die Angaben der Produktanbieter angewiesen. Barbara Binder, Leiterin des Produktmanagements bei der Helvetia, beschreibt die Vorgangs- weise ihres Hauses so: „Wir haben einen kompakten Beratungsleitfaden erstellt, der unseren Partnern eine Themensammlung zu den neuen rechtlichen Rahmenbedin- gungen, den konkreten Änderungen bei der Antragerstellung imHelvetia Tarifrech- ner, den Verkaufsunterlagen, den Doku- menten der Fondsgesellschaft sowie der neuen Nomenklatur bietet. Darüber hin- aus werden bei Helvetia laufend Webinare zu dem Thema abgehalten sowie News- letter verschickt – zudem informieren wir unsere Vermittler regelmäßig vor Ort per- sönlich.“Wie schon bisher im Zusammen- hang mit anderen Regulierungsthemen müssen die Vorgaben vor allem in digitale Unterstützungstools integriert werden, ohne automatische Unterstützung sind die Regeln nicht einhaltbar. Die Wiener Städ- tische Versicherung setzt dabei etwa auf den Robo-Advisor FIT, einen digitalen Be- ratungsassistenten für Versicherungsanlage- produkte. „Die Beratungsstrecke mit inte- grierter Empfehlungslogik unterstützt bei der Produkt- und Fondsauswahl. Hier wer- den Anleger- und Nachhaltigkeitspräfe- renzen mit wenigen Klicks berücksichtigt“, beschreibt Vorstandsdirektorin Sonja Steßl die Lösung ihres Hauses. Dabei sind die Versicherungen allerdings ihrerseits auf Informationen angewiesen, die sie von den Fondsanbietern erhalten müssen. Diese müssten die ESG-Fondsda- » Das vorgegebene Inkrafttreten hätte aus Sicht der Finanz- branche verschoben werden sollen. « Sonja Steßl, Wiener Städtische Das Thema Nachhaltigkeit ist nun auch im Beratungsprozess im Vertrieb von Fondspolizzen als „Baustein“ zwingend einzubauen. FONDS & VERSICHERUNG Fondspolizzen 182 fondsprofessionell.at 3/2022 FOTO: © THODONAL | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=