FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2022

Test für Fonds und Anleger Ist es ratsam, sich von einem Fonds mit Performanceschwäche zu trennen? Einige prominente Beispiele zeigen, dass diese Frage alles andere als einfach zu beantworten ist. D ass die vergangene Wertentwicklung keine Garantie für künftige Ergebnis- se ist, müssen Anleger immer wieder fest- stellen. Irgendwann gerät auch der beste Fonds in eine Schwächephase und fällt gegenüber seiner Vergleichsgruppe zurück. Je länger und ausgeprägter die enttäuschen- de Entwicklung andauert, um so mehr wird sie zur Belastungsprobe für Investoren wie Fondsmanager. Anleger stehen dann vor der Entscheidung, an ihrem Investment festzuhalten oder ihr Geld abzuziehen. Bei- de Optionen bergen Risiken. Gerät ein Fonds dauerhaft in Schwierig- keiten, dann verbrennt der Anleger im Ver- gleich zu besseren Konkurrenzfonds oder sogar absolut betrachtet Geld, je länger er an seinem Investment festhält. Doch auch das hektische Umschichten in Alternativen ist in aller Regel mit Kosten verbunden. Noch schlimmer: Womöglich zieht der Anleger die Reißleine, kurz bevor die Wert- entwicklung wieder nach oben dreht. „Oft gerät ein erfolgreicher Ansatz in eine neue Marktsituation, in der er einfach nicht mehr funktioniert“, erläutert Rüdiger Sälzle, Geschäftsführer des Analysehauses Fonds- consult aus München. Dann kommen Portfoliomanager unter immensen Druck. Wer sofort von seiner Haltung abweicht, steht rasch als unentschlossen da. Das andere Extrem: unbeirrt festzuhalten an der gewählten Strategie im Glauben, dass die Märkte in die erwartete Richtung drehen. „Manchmal kommt aufgrund des langen Erfolgs eine Art Selbstüberschät- zung dazu“, beobachtet Sälzle. Wenn der Markt dann erst einmal gegen einen läuft, bedeutet die Korrektur der eigenen Posi- tion oft die Realisierung von Verlusten. „Fondsmanager werden so regelrecht immer weiter in die Ecke gedrängt“, for- muliert es der langjährige Branchenkenner. „Entscheidend ist für uns als Fondsanalys- ten immer, die Gründe der schwachen Per- formance genau zu beleuchten.“ Auf dem Prüfstand Eine gründliche Diagnose ist auch für das Portfoliomanagement der erste Schritt zu den richtigen Maßnahmen. Positive und negative Performancebeiträge werden kon- tinuierlich aufgeschlüsselt, so lassen sich zumindest die oberflächlichen Ursachen rasch identifizieren. Fondsmanager haben je nach Diagnose mehrere Stellschrauben: Sie können En- gagements in einzelnen Aktien und Sekto- ren ändern, Währungs- oder Durations- positionierung revidieren oder daran fest- halten, wenn sie von der zugrunde liegen- den Einschätzung überzeugt sind. Doch manchmal liegen die Gründe tiefer. Dann kommen Prozesse, Verantwortlichkeiten, Teamzusammensetzungen und Ressourcen auf den Prüfstand. Dauert eine Schwäche- phase an und immer mehr Kunden ziehen Geld ab, bleibt als letzter Schritt oft nur die Verschmelzung, Umbenennung oder Schließung eines Fonds. » Offenheit ist oberstes Gebot. « Natalia Wolfstetter, Morningstar Nach kurzer Pause bereit für die nächste Etappe? Oder total erschöpft? Diese Frage stellen sich nicht nur Dauerläufer, sondern auch viele Investoren, die wissen möchten, wie es um ihren Fonds bestellt ist. MARKT & STRATEGIE Performanceschwäche 108 fondsprofessionel.at 3/2022 FOTO: © PHEELINGSMEDIA | STOCK.ADOBE.COM

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