FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Kein PEPP fürs Alter Seit über zwei Monaten dürften Finanzdienstleister die sogenannte Europarente anbieten. Das macht aber keiner. Die Gründe dafür sind vielfältig. Unter anderem fehlen einheitliche EU-Steuergesetze. E s kommt vor, dass sich bahnbrechende Neuerungen schleppend durchsetzen. Zum Beispiel gab es die ersten „Personal Computer“ schon in den 1970er-Jahren. Aber es dauerte ein Jahrzehnt, bis den Anbietern einfiel, wie man daraus ein ren- tables und zugleich massenfähiges Produkt macht. Vielleicht ergeht es dem „Pan-Euro- pean Personal Pension Product“ (PEPP) ähnlich. Die EU-Regulatoren sehen darin einen „Gamechanger“ in der privaten Altersvorsorge. Allein, kein Versicherer hat momentan eine Idee, wie man so ein Pro- dukt profitabel anbieten könnte. Die „Europarente“ soll in der vorge- schriebenen Standardversion (Basis-PEPP) eine kostengünstige Altersvorsorge mit ausdrücklicher Kapitalgarantie oder einer anderen Risikominderungstechnik sein, die die Anleger grenzüberschreitend mitneh- men können. Sie darf seit dem 22. März 2022 angeboten werden. Doch bisher ist im offiziellen PEPP-Register der euro- päischen Versicherungsaufsicht EIOPA, in dem alle Produkte verzeichnet werden müssen, kein einziges PEPP zu finden. Laut EIOPA planen zwar 21 Gesellschaften, PEPPs aufzulegen. Die Aufsicht verrät aber nicht, um welche Anbieter es sich handelt und aus welchem EU-Staat sie kommen. Was man sagen kann: Österreich zählt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu den PEPP-Vorreitern. FONDS professionell hat bei rund zwei Dutzend österreichischen, deutschen und internationalen Versicherern und Asset Managern nachgefragt: Unter jenen, die Auskunft gaben,will niemand in den kommenden zwölf Monaten eine Europarente anbieten.Die meisten antwor- teten mit einem deutlichen Nein. Am ehes- ten ließ noch die Ergo Raum für Interpre- tationen: „Die Entscheidungsprozesse in der Ergo Versicherung in Österreich dazu sind noch nicht abgeschlossen“, heißt es.Aber die österreichische Marktaufsicht FMA, bei der potenzielle inländische PEPP-Anbieter um Genehmigung ansuchen müssten, formu- liert es in aller Klarheit: „Es wurde keine Registrierung beantragt, und es ist uns auch kein Interesse daran bekannt.“ Viele Problembereiche Die von der Redaktion befragten Finanz- dienstleister und Marktbeobachter nennen drei Hauptgründe für ihre Abstinenz: Ein Steuerwirrwarr, mangelnde Anreize für den Vertrieb und utopische Kapitalschutz- vorstellungen. Eine Gesellschaft führte zu- dem das fehlende Marktpotenzial an: Die Zielgruppe, die tatsächlich ein europaweit portables Vorsorgeprodukt nachfrage, sei schlicht nicht groß genug. Diese Einschät- zung zeigt, dass EU und Finanzindustrie den Markt komplett unterschiedlich beur- teilen. Denn Brüssel hat immer versucht, die Anbieter just mit dem schlummernden Potenzial des PEPP zu ködern: Nur 27 Prozent der EU-Bürger zwischen 25 und 59 Jahren haben derzeit laut EU-Kommis- » Uns ist kein Interesse an einer PEPP-Regis- trierung bekannt. « FMA Viele junge Menschen in Europa müssen sich überlegen, wie sie neben der gesetzlichen Pension privat vorsorgen. Auf die Europarente PEPP können sie im Moment noch nicht setzen. STEUER & RECHT PEPP-Rente 254 fondsprofessionell.at 2/2022 FOTO: © DEAGREEZ | STOCK.ADOBE.COM

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