FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

diese Struktur müssen wir uns sehr inten- siv Gedanken machen. Die Kunden erledi- gen 94 Prozent der Transaktionen online. Umgekehrt wird aber in anderen Berei- chen die persönliche Beratung immer wichtiger. Gleichzeitig haben wir wie alle Branchen das Problem, dass wir nicht mehr genug gut ausgebildetes Personal fin- den. Daher müssen wir reagieren. Es muss Kompetenzzentren geben. Wenn einzelne Bankstellen fusionieren, ist das kein Rück- zug aus den Regionen. Wir wollen mehr Nähe zum Kunden, dort wo er sie braucht. Über Personalprobleme klagen viele Finanzunternehmen. Was muss man bieten, um gegenüber modernen Arbeit- gebern wie Fintechs attraktiv zu sein? Wir müssen bei den Arbeitszeiten flexibler werden,Homeoffice ermöglichen.Und wir sind gerade dabei, Co-Working Spaces in den Regionen einzurichten für Mitarbeiter, die nicht zu Hause arbeiten wollen oder können. Das kann beispielsweise in ehe- maligen Filialen sein. Dadurch entstehen Marktplätze mit Kontakt- und Informa- tionsmöglichkeiten. Das wird sehr gut angenommen. Manche Raiffeisenbanken richten bei Neubauten von vornherein Co- Working Spaces ein, wo sich Kleinunter- nehmer, Personal aus anderen Firmen, Rechtsanwälte,Wirtschaftsprüfer und Ärzte einmieten können. Wie viel Homeoffice gewährt die RLB OÖ? Wir empfehlen pro Woche Minimum einen, Maximum zwei Tage im Home- office oder in Co-Working-Büros. Was wir nicht wollen, ist, dass Mitarbeiter nur zu Hause arbeiten. Wenn ich nie persönlich anwesend bin, schadet das dem Informa- tionsfluss, und es besteht die Gefahr, die Bindung zu Kollegen und zum Unterneh- men zu verlieren. Es soll nicht egal sein, für wen man arbeitet. Werden abseits der Filialschließungen in Oberösterreich auch eigenständige Raiff- eisenbanken fusioniert? Ich glaube, dass weitere Raiffeisenbanken fusionieren werden. Momentan gibt es zwei, drei Projekte in Oberösterreich. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren viele einzelne Raiffeisenbanken gesehen, die gesagt haben, mit unserer Größe wird es schwierig. Solche Überlegungen sind nichts Außergewöhnliches, sondern ein laufender Prozess. Es wird aber dadurch nicht zu einer Konzernbildung kommen. Sie haben es erwähnt: Den Zahlungs- verkehr machen die Kunden online, da kannman wenig verdienen. Die Raiffeisen- gruppe geht jetzt mit Mobilfunkverträgen in dieVerkaufsschiene.Werdenwir da noch weitere Projekte sehen? Als Bank muss man sich überlegen, wie man die Kunden am besten versorgen kann. Der Mobilfunkvertrag wird von jungen Leuten gut angenommen. Ich kann mir vorstellen, dass da noch vieles andere kommt. Was? Das wird diskutiert, aber ich möchte kon- kreten Ergebnissen nicht vorgreifen. Im Sinne der PSD-II-Richtlinie könnten Banken, wenn die Kunden das wollen, ja Drittanbieterdienste implementieren und alles Mögliche anbieten, etwa den passen- den Stromliefervertrag. Das machen wir nicht. Aber Sie sprechen den Energiebereich an, und da verfolgen wir tatsächlich Projekte zusammen mit Gemeinden. Sie meinen als Finanzierer? Wir setzen Initiativen für Genossenschaften im Bereich nachhaltige Energie. Die dann Raiffeisengenossenschaften sind? Richtig. Und zwar bundesweit. Wir sind dabei, Konzepte zu erstellen. » Wir haben das Problem, dass wir nicht mehr genug gut ausgebildetes Personal finden. « Heinrich Schaller, RLB OÖ FOTO: © GÜNTER MENZL 238 fondsprofessionell.at 2/2022 BANK & FONDS Heinrich Schaller | RLB OÖ

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