FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Sprachen agieren.“ Um den unterschied- lichen nationalen Regeln und Gepflogen- heiten gerecht zu werden, legen Anbieter mehr Fonds und Anteilsklassen auf als in Nordamerika. „Diese Verhältnisse verhindern das Ent- stehen von UCITS, die so groß sind wie ihre amerikanischen Pendants“, erläutert der Efama-Mann. „Und es erklärt, warum die volumengewichteten Kosten von UCITS nur geringfügig niedriger sind als die ein- fachen Durchschnittskosten.“Daneben ver- weist Delbecque auf die Bedeutung von Publikumsfonds in der amerikanischen Altersvorsorge.Über Renten- und Pensions- pläne hätten auch Privatanleger Zugang zu günstigen institutionellen Anteilsklassen. Zudem weist der Experte auf einen wei- teren Punkt beim Vergleich hin: Bei den US-Fondsdaten sind auch günstige insti- tutionelle Anteilsklassen enthalten. Die UCITS-Daten umfassen aber lediglich die Tranchen für Retailanleger. Gleichstand Im nächsten Schritt vergleichen die Efama-Analysten die Besitzkosten für ein Fondsinvestment. Für den UCITS-Markt ziehen die Autoren die laufen- den Kosten heran, die ja die Vertriebskosten bereits enthal- ten. Für die USA stützen sie sich hingegen auf Daten von ISS Market Intelligence. Dem- nach beziffern sich die Gebüh- ren für eine Finanzberatung auf bis zu 1,5 Prozent für Ver- mögen unter 100.000 US-Dol- lar. Bei einem Volumen von mehr als einer Million US-Dol- lar sinken die Sätze jedoch auf gut ein Prozent. Aus diesen Angaben leiten die Efama-For- scher die durchschnittlichen Besitzkosten eines Fonds für die USA ab. Im Endergebnis ergeben sich für einen Fonds dies- und jen- seits des Atlantiks die Besitzkosten in glei- cher Höhe, so das überraschende Ergebnis der Efama. Theoretisch haben in den USA Privatanleger zwar die Möglichkeit, in pro- visionsfreie Anteilsklassen zu investieren. „Eine sehr große Zahl von Anlegern be- zahlt jedoch Vermittler für Beratung und Unterstützung aus ihrer eigenen Tasche“, berichtet Delbecque. Angaben des ICI zufolge greifen 75 Prozent der US-Haus- halte, die abseits von Betriebsrenten in Fonds investieren, auf die Unterstützung von Finanzberatern zurück. Preisbrecher Die genannten Kennziffern beziehen sich jedoch nur auf aktiv gesteuerte Invest- mentfonds. In den Vereinigten Staaten ist allerdings die digitale Vermögensverwal- tung zu einer nennenswerten Größe heran- gereift. „US-Anleger zahlen weniger als in Europa, wenn sie günstige automatisierte Dienste in Anspruch nehmen, die keine persönlichen Treffen und Interaktionen mit menschlichen Finanzberatern umfas- sen“, räumt der Efama-Mann ein. Gerade bei Indexfonds, die Robo-Advisors häufig nutzen, liegen volumengewichtet betrach- tet die Kosten in den USA noch einmal deutlich niedriger als in Europa. Die anhaltende Konkurrenz durch passi- ve Fonds dürfte jedoch einen Trend weiter befeuern, der seit Jahren anhält: fallende Fonds- kosten. Dies bestätigte zuletzt eine weltweite Studie der Ra- tinggesellschaft Morningstar. „Die gute Nachricht für Fonds- anleger weltweit ist, dass die Gebühren in vielen Märkten sinken“, fasst Grant Kennaway, Leiter der Managerauswahl bei Morningstar, die Ergebnisse zusammen. „Das ist darauf zurückzuführen, dass Geld in günstigere Fonds fließt und die Preise vorhandener Anlagelö- sungen überarbeitet werden.“ So werden auch in Europa die Preise weiter purzeln. SEBASTIAN ERTINGER FP Europa und USA gleichauf Besitzkosten aktiver Fonds 2020, ohne Geldmarkt Allein in Bezug auf Produktkosten stehen US-Fonds günstiger da. Die Beratung einbezogen, liegen die USA und Europa aber gleichauf. Quelle:Efama US-Publikums- fonds Retail- UCITS 0,00 % 0,25 % 0,50 % 0,75 % 1,00 % 1,25 % 1,50 % 1,75 % US-Publikums- fonds Retail- UCITS Produktkosten Beratungskosten Einfacher Durchschnitt Volumengewichteter Durchschnitt 0,64 % 1,04 % 0,59 % 1,09 % 0,61 % 1,00 % 1,00 % 0,61 % » Diese Verhältnisse verhindern das Entstehen von UCITS, die so groß sind wie ihre amerika- nischen Pendants. « Bernard Delbecque, Efama fondsprofessionell.at 2/2022 235 FOTO: © EFAMA

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