FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

bai auf Konferenzen sind und international Kontakt mit Programmierern haben. Für uns ist es wichtig zu wissen, wenn ein wichtiger Entwickler die Blockchain wech- selt. Wir kooperieren zum Beispiel mit einem jungen Österreicher, der an der Columbia Business School studiert und dort den Blockchain Hub mitgegründet hat. Diese Studenten sind so tief drin wie niemand. Die bekommen Angebote von Wall-Street-Banken, die auch schon wissen, dass sie das alles bald brauchen werden. Wie langfristig investiert der Fonds, und wie schnell reagieren Sie, wenn nötig? Baurek-Karlic: Viel zu handeln produziert hohe Kosten. Wir werden sicher nicht lau- fend herumzocken. Regulatorisch müssen wir mindestens einmal imMonat das Port- folio evaluieren. Und wir haben Risiko- metriken installiert: Sollte ein einzelner Coin ausreißen, reagieren wir früher. Da ist parallel die Firma 3Folio in Linz entstan- den, bei der Peter Business Angel ist. Die berechnen laufend den NAV der Coins inklusive der Kosten oder Airdrops (Gratis- Token, die man vomAusgeber erhält).Und um die Volatilität gering zu halten, nutzen wir Smart Contracts, die automatisiert das Portfolio ausbalancieren. Das ist einer der Mehrwerte im Fonds gegenüber einer privaten Strategie, wo man bei Krypto- währungen ja eine hohe Volatilität hat. Wie konzentriert ist das Portfolio? Baurek-Karlic: Es ist relativ breit gestreut. In einem Protokoll dürfen wir maximal 15 Prozent haben, wobei ein Protokoll wie- derum viele dezentrale Anwendungen hat. Schaut man eigentlich in einem Krypto- fonds auf die Korrelation der Assets? Baurek-Karlic: Das ist ein guter Punkt. Un- sere Benchmark ist Bitcoin.Wir suchen für den Fonds gezielt nützliche Web3-Anwen- dungen und zocken nicht auf Hypes wie Kunst-NFT. Sinnvoll sind Anwendungen, die deshalb Geld verdienen,weil der Nutzer etwas davon hat. Und solche Investments entkoppeln sich von der Benchmark. Wie groß ist der Fonds momentan? Seitdem wir die FMA-Registrierung ver- kündet haben, ist ein wahrer Tsunami her- eingekommen. Prozesse wie Geldwäsche, KYC sind sehr aufwendig. Aber wir dürf- ten bald bei zehn Millionen Euro sein. Ins- gesamt rechnen wir mit 20 Millionen. Der Fonds wird mit Jahresende geschlossen. Wer kauft typischerweise bei Ihnen Anteile? Tech-Profis? Oder interessieren sich auch klassische Private-Banking-Kunden? Baurek-Karlic: Eine ganze Reihe von Privat- banken will das ihren Kunden zeigen. Eine Private Bankerin hat angerufen und gesagt, „Es waren heute drei Kunden bei mir, die alle das gleiche Produkt wollten.“ Viele scheinen darauf gewartet zu haben. Unter den Zeichnern sind Stiftungen, Holdings, bekannte Risikokapitalgeber und Private. Web1, Web2, Web3, das klingt so linear. In der Weltgeschichte passieren ja verschie- dene Disruptionen oft parallel. Beatles und Rolling Stones waren zur gleichen Zeit. Gibt’s neben Blockchain eine andere Ent- wicklung, die ähnlich einschneidend wird? Augustin: Ganz ehrlich, das ist für mich momentan der größte Elefant im Raum. Es findet auch schon global statt. Block- chain kann praktisch alles. Unser ganzes Geschäftsleben basiert ja auf Transaktionen. Eines Tages wird eine Bank auf einer Block- chain laufen. Ich glaube, dass das kommt. Danke für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Blockchain kann praktisch alles. Unser ganzes Geschäftsleben basiert ja auf Transaktionen. « Peter Augustin, Tigris Web3 KURZ-VITA: Peter Augustin Peter Augustin bezeichnet sich als „Tech-Nerd“. Seine jugend- liche Faszination für das damals gerade entstehende Internet bescherte seinen Eltern mitunter monatlich Tausende Schil- ling an Telefonkosten. Er gründete im Jahr 1996 den öster- reichischen Internetanbieter Inode, der 2015 an UPC verkauft wurde. Danach begann Augustin als Immobilien- und Start- up-Investor. Er begleitet junge Firmen als Business Angel. FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN 214 fondsprofessionell.at 2/2022 VERTRIEB & PRAXIS Peter Augustin | Tigris Web3 + Berthold Baurek-Karlic | Venionaire Capital

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