FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Mündelsichere Alternativen Mündelsichere Investments können schon lange keine positiven Erträge mehr erwirtschaften – Negativzinsen und Inflation machen das unmöglich. Es gibt aber durchaus alternative Veranlagungs- möglichkeiten. W er professionell eine Klientel berät, die mündelsicher veranlagen muss, hat derzeit echte Probleme. Kapital, das für Minderjährige oder besachwaltete Perso- nen veranlagt werden soll,muss nach dem Willen des Gesetzgebers besonders risiko- arm, aber verzinslich veranlagt werden.Was viele Jahrzehnte lang sehr vernünftig war, garantiert seit einigen Jahren aber zuneh- mend höhere Verluste. Und selbst wenn man in der Beratung Alternativen parat hätte, die das Problem verringern könnten, sind die Vorgaben für Mündelgeld laut ABGB doch sehr strikt. Als mündelsicher gelten in Österreich vor allem österreichi- sche Staatsanleihen sowie Papiere, für die Garantien der Republik vorliegen, und Pfandbriefe (siehe Kasten auf Seite 210). „Im Fall einer möglichst sicheren Veranla- gungsstrategie sollte doch zumindest realer Werterhalt das Ziel sein. Im aktuellen Zins- und Inflationsumfeld ist das Erreichen die- ses Ziels mit dem ausschließlichen Einsatz per se mündelsicherer Papiere de facto un- möglich“, bringt Nils Kottke, Mitglied des Vorstands im Bankhaus Carl Spängler & Co., das Problem auf den Punkt. Der Ver- braucherpreisindex (VPI) als Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung in Öster- reich betrug imMärz dieses Jahres 6,8 Pro- zent. Die durchschnittliche Rendite öster- reichischer Bundesanleihen mit fünf Jahren Restlaufzeit lag zwar bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe wieder im positiven Bereich bei zirka 0,82 Prozent im Jahr. Ein Ver- gleich dieser beiden Werte verdeutlicht aber, dass aus jetziger Sicht der reale Wert- erhalt eines entsprechend veranlagten Ver- mögens nicht darstellbar ist – Steuern und Kosten sind dabei noch gar nicht berück- sichtigt. In der Beratung greifen trotzdem viele Akteure aus Gründen der Rechtssicherheit weiterhin auf mündelsichere Anleihen- fonds zurück. Dabei verlief deren Perfor- manceentwicklung zuletzt alles andere als erfreulich. Das vergangene Jahr schlossen die meisten Produkte mit einem Minus zwischen zwei und drei Prozent ab. „Auch historisch betrachtet erwirtschaftete ein aus mündelsicheren Anleihen bestehendes Portfolio in den letzten drei Jahren einen durchschnittlichen jährlichen Verlust von mehr 1,5 Prozent. Besonders augenschein- lich wird die nicht zu unterschätzende Kursverlustgefahr in diesem Segment in den letzten zwölf Monaten, in denen man ein Minus von häufig über fünf Prozent verkraften musste“, ergänzt Kottke. Keine gesetzliche Lösung Fondsanbieter kennen das Dilemma natürlich, und es wurde schon der Versuch unternommen, auf gesetzlicher Ebene ge- genzusteuern. So berichtet etwa Bank-Gut- mann-Vorstand Thomas Neuhold: „In der » Im aktuellen Zins- und Inflationsumfeld ist das Erreichen dieses Ziels de facto unmöglich. « Nils Kottke, Bankhaus Spängler Risikolose Investments mit Ver- zinsung sind Geschichte, bei einer mündelsicheren Veranlagung bleiben nach Inflation negative Renditen. Wer Alternativen sucht, muss aber die Gesetzeslage kennen und beachten. VERTRIEB & PRAXIS Mündelsichere Veranlagung 208 fondsprofessionell.at 2/2022 FOTO: © CANDY1812 | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=