FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Patrick Rezazadeh, Geschäftsführer der Vienna Real Estate Group. Kostenexplosion Mit den steigenden Betriebs- und insbe- sondere Energiekosten dürfte die Bereit- schaft, höhere Mieten zu zahlen, abneh- men. Angesichts dessen haben moderne, ökologisch optimierte Objekte künftig die besten Chancen. In diesem Zusammen- hang ergänzt Fondsmanager Karl: „Die gute Qualität einer Immobilie und die fürsorgliche Nutzung sind ein guter Schutz vor star- ken Steigerungen bei den Be- wirtschaftungskosten.“ Neubauten werden inzwi- schen ohnehin häufig nach- haltig errichtet. Das ist jedoch ebenso wie die Renovierung und energetische Modernisie- rung älterer Gebäude teuer.Die Baukosten im Wohnhaus- und Siedlungsbau stiegen im April im Vergleich um 16 Prozent – nach 15,2 Prozent imMärz. Er- neut war Holz einer der Kos- tentreiber. „Früher konnte man die Gewinnspanne mit sanierungsbedürfti- gen Immobilien erhöhen, aber spätestens seit Corona gibt es massive Wartezeiten und Lieferengpässe bei Baumaterialien. Wer jetzt renovieren möchte, kann weder die Gesamtkosten noch die Zeit einschät- zen, die ein solches Projekt in Anspruch nimmt“, berichtet Rezazadeh. Wer bei Investitionen zu sparen versucht, muss mit Mieteinbußen und mit einem Marktwertrückgang rechnen. Es gibt aber ohnehin kein Entrinnen vor der Sanierung, denn die EU arbeitet an zwingenden Modernisierungsvorschriften für Bestands- immobilien. Bis zum Jahr 2035 sollen alle Gebäude in der EU energetische Mindest- standards erfüllen. „Keiner weiß, wie teuer das wird und wie die Kosten auf die Mieter umgelegt werden können“, beschreibt Öko- nomin Lehner ein brandaktuelles Risiko für Investoren. Immobilienpreise unter Druck? Etwas entspannter können Investoren sein, die schon vor etlichen Jahren zu moderaten Preisen gekauft haben. Wer zu Rekordpreisen der vergangenen anderthalb Jahre gekauft hat, braucht Geduld. „Ich glaube nicht, dass die Preise weiter steigen, sondern ich rechne mit einer Seitwärtsbe- wegung, eventuell unterhalb der Inflations- rate“, meint Peter Karl. Unsicherheitsfakto- ren sind nicht nur die hohen Baukosten und der Druck auf die Mieten, sondern auch die steigenden Kreditzinsen und die Verschärfungen bei der Kreditvergabe. „Die Nachfrage ist aber bei einem ins- gesamt knappen Angebot weiterhin sehr hoch, weil viele für den Eigenbedarf und gar nicht wegen der Inflation kaufen“, be- richtet Bernhard Reikersdorfer, Geschäfts- führer des Maklernetzwerks Remax. Er hält im aktuellen Marktumfeld so- gar vorübergehende Preisrück- gänge für möglich. „Auf lange Sicht werden die Immobilien aber teurer“, sagt er. Die Immobilie ist ein Sach- wert, dessen Stabilität in der langen Nutzbarkeit begründet ist. Daher eignet er sich nicht für den kurzfristigen Inflations- schutz. Abgesehen davon soll- ten Investoren stets auf Lage, Qualität und die langfristige Vermietbarkeit ihrer Immo- bilie achten. Das sichert am besten den Werterhalt. ALEXANDER ENDLWEBER FP Bernhard Reikersdorfer, Remax: „Die Nachfrage ist bei einem insgesamt knappen Angebot weiterhin sehr hoch.“ Patrick Rezazadeh, VRG Immobilien: „Wer jetzt renovieren möchte, kann weder die Gesamtkosten noch die Zeit einschätzen.“ Nettomieten und Betriebskosten Gefühlt sind die Betriebskosten ein Treiber der Gesamtwohnkosten. Tatsächlich waren sie bisher jedoch relativ stabil. Quelle:StatistikAustria 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 0 2 4 6 8 1,8 4,5 6,3 8,4 6,2 2,2 Betriebskosten Nettokaltmiete Miete inkl. BK in Euro pro Monat pro m 2 SACHWERTE Immobilien + Inflation 168 fondsprofessionell.at 2/2022 FOTO: © CHRISTIAN-POSTL, GREGOR HOFBAUER

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