FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Armin Zinser: Um es auf einen Nenner zu bringen, investieren wir in ausgewiesen wachstumsorientierte Unternehmen, in der Regel kleine und mittlere Firmen, die ganz bestimmte Merkmale aufweisen. In der Re- gel sind es Unternehmen, die über ein her- vorragendes Management verfügen, zu den Marktführern ihrer jeweiligen Branche ge- hören und in Zukunftsmärkten aktiv sind. Meist handelt es sich um exportorientierte Unternehmen, die sich zu einem großen Teil noch in Familienbesitz befinden. Wichtig dabei: Sie dürfen nur eine geringe Verschuldung aufweisen. Manchmal ist es natürlich nicht einfach, diesen Anspruch wirklich konsequent durchzuhalten, spe- ziell in Zeiten, wie wir sie aktuell erleben. Deshalb braucht es eine gehörige Portion Disziplin, um auch in einer solchen Phase seinem Ansatz treu zu bleiben. Wobei dieser Typus von kleinen undmittle- ren Unternehmen doch oft einen nur gerin- gen Streubesitz aufweist. Ein Problem? Puga: Nicht für uns. Selbst wenn eine Aktie einen Streubesitz von nur 20 Prozent auf- weist, ist das für uns vollkommen ausrei- chend. Mag sein, dass wir dann oft in der Rolle eines Parasiten im Pelz des Unterneh- mensmanagements oder der Familieneigen- tümer sind. In solchen Fällen aber haben wir kein Problem damit, der Parasit zu sein. Und wo halten Sie sich bewusst zurück? Zinser: Im Grunde bei allem, was nicht in unser beschriebenes „Beuteschema“ passt. Vor allem vermeiden wir Unternehmen, die staatlichen Einflüssen unterliegen. Und wir versuchen, unterhalb des Radars von Hedgefonds zu bleiben. Sie kennen das Spiel: Zwei oder drei aktivistische Fonds- manager überlegen sich bei einem Glas Rotwein, welches Unternehmen sie sich als Nächstes vorknöpfen könnten. Dagegen haben selbst Gesellschaften mit einem ei- gentlich gesunden Geschäftsmodell kaum eine Chance.Und wir bleiben immer prag- matisch. Als Anhänger der österreichischen Schule versuchen wir, nach dem gesunden Menschenverstand zu handeln. Puga: Deshalb lassen wir auch von Deriva- ten die Finger. Wir wollen nicht am Ende wie Amateure aussehen, die geglaubt ha- ben,man könne eine Mehrrendite erzielen, ohne dabei ein höheres Risiko einzugehen. Wir konzentrieren uns lieber auf Invest- ments, die wir wirklich verstehen, und das mit einer mittel- bis langfristig ausgerich- teten Perspektive. Denn auch wir sind am Ende nicht klug genug, vorherzusagen, wie sich die Kapitalmärkte in den nächsten drei oder sechs Monaten entwickeln wer- den. Deshalb versuchen wir demütig zu bleiben, weshalb es bei uns eines nicht geben wird: Market Timing.Was wir dage- gen schon versuchen, das ist ein gezieltes Timing zum Einstieg in Märkte und Wer- te, in denen wir investiert sein möchten. Dafür bietet die jüngste Korrektur zum Teil attraktive Möglichkeiten. Aber wiewollen Sie damit verhindern, dass Sie am Ende die Letzten sein werden, die erkennen, dass längst ein Shift hin zu Valuewerten vollzogen ist? Zinser. Selbst wenn das so sein sollte, wer- den wir nicht von unserer auf fünf Jahre ausgerichteten Anlagephilosophie abwei- chen.Wer immer nur der Herde folgt, sieht nie etwas anderes als deren Hinterteil. Auch wenn man wie in der jüngsten Zeit mit einer sehr schwierigen Marktsituation konfrontiert ist, sollte man nie zu sehr ver- suchen, einem Markt hinterherzulaufen. Damit verdient man kein Geld, imGegen- teil,man verliert permanent.Man würde ja » Als Anhänger der österreichischen Schule versuchen wir, nach dem gesunden Menschenverstand zu handeln. « Armin Zinser, Prévoir Gestion fondsprofessionell.at 2/2022 117

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